„Männer-Freundschaft“: Gell, des ist lustig, Wladimir, was wir so alles gemeinsam hinkriegen. Unsere Völker sind uns doch scheißegal. (Schröder von mir in den Mund gelegt).

Zugegeben: Auch ich bin beeindruckt von der symbolischen und politischen Solidarität mit der Ukraine und den vielen Sachspenden und Hilfskonvois, die von deutschem Boden aus initiiert werden. Und doch scheinen mir all diese Bekundungen mal wieder halbgar, ja letztlich vielfach verlogen. Auf Bilder ausgebombter Wohnquartiere in ukranischen Metropolen folgen in den Medien unmittelbar Statements klagender Bundesbürger an Tankstellen, die sich über die gestiegenen Spritpreise beschweren. Das ist zynisch. Und leider haben auch die Grünen, die neuerdings den Wirtschaftsminister und die Außenministerin stellen, schnell gelernt, wie man sich demokratische Zustimmung erhält.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gestern versichert, man lehne „ein Importverbot für russische Energie strikt ab.“ Dazu darf man wissen, dass die Bundesrepublik 50 Prozent ihrer Kohle, 30 Prozent ihres Erdgases und ein Viertel ihres Erdöls aus Rußland bezieht. Habeck will nämlich den „sozialen Frieden in Deutschland nicht gefährden“. Das heißt für mich übersetzt: Wir sollen es weiterhin schön warm haben, wenn wir am TV-Gerät oder Rechner die Kriegsberichterstattung verfolgen und uns empören, wenn Flüchtlinge teils bis zu drei Tage in der Kälte im Freien ausharren müssen, um eine Grenze passieren zu könen in ein EU-Mitgliedsland, oder zusammengepfercht in U-Bahn-Stationen biwakieren und frieren.

Dazu passt, was DIE ZEIT in ihrer Ausgabe vom 10. Februar unter dem Titel „Wenn der Gasmann zweimal klingelt“ dankenswerterweise schonungslos offengelegt hat: Wie nämlich Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) bereits 14 Tage nach seiner Entlassung als Bundeskanzler 2005 zum Aufsichtsratsvorsitzenden des russischen Ölriesen Rosneft gewählt wurde. Rosneft wiederum ist Mehrheitsgesellschafter der Gazprom AG, dem weltweit größten Gasexporteur. Unter dem Deckmantel des Atomausstiegs hatte der machtgierige Schröder bereits Jahre zuvor aus vermeintlicher Fürsorge für den Energiebedarf der deutschen Wirtschaft die Grundlagen für die Abhängigkeit von den russischen Energien geschaffen. Ob er dabei schon die eigene Karriere als Putin-Knecht im Schild führte, entzieht sich meiner Beurteilung. Zugetraut hätte ich es ihm aber.

Vermutlich verachtet Putin Schröder dafür, dass er sein Land – allein aus der Geltungssucht des einstigen Sozialhilfeempfängers einer alleinerziehenden Mutter heraus – verrät. Ähnlich wie jetzt Habeck, der bei seinen Altvorderen gelernt hat, dass man uns Deutschen weder Spritpreise von fünf Mark je Liter Benzin, noch das Verbot von Fleisch freitags (was die katholische Kirche seit Jahrtausenden propagiert und praktiziert!) in Aussicht stellen darf. Für diese Weichheit verachtet uns Putin. Deshalb beziehen wir jetzt weiter Kohle, Erdgas, Öl aus Rußland, um Putins Krieg und Unterdrückung der eigenen Bevölkerung zu finanzieren. Zur Kompensation schicken wir dann dorthin, was wir in unserem Überfluss zumeist ohnehin nicht mehr brauchen.

Meine Sehnsucht wäre, dass wir nicht nur auf die Straßen gehen und unsere Kirchenglocken läuten lassen, sondern dass wir aus Solidarität aufhören zu heizen. Dass wir uns zu Gemeinschaften zusammenfinden, die in einer Wohnung (einen Raum) heizen und die anderen Gebäude derweil kalt lassen. Das würde mich beeindrucken. Stattdessen erlebe ich auch in meinem Umfeld überhitzte Wohnungen oder Gäste, denen es bei uns nicht warm genug ist und die mir womöglich Geiz unterstellen. Nein, verdammte Scheiße, ich ziehe einen Pullover an. Und wenn ich einen Raum, z.B. das Bad, ohnehin nach zehn Minuten wieder verlasse, dann lasse ich die Heizung dort aus.

Das mache ich übrigens nicht erst seit der Letzte weiß, dass Putin ein Tyrann ist. Aus Gründen den Klimaschutzes mache ich das seit Jahrzehnten. Und davor habe ich es (gezwungenermaßen) gemacht, weil ich eine karge Kindheit hatte, in der gespart wurde. Z.B. haben wir nie geduscht, sondern samstags gebadet – zu dritt in einer Wanne mit knapp bemessenem Wasser. Darauf bin ich heute stolz. Diese Erziehung hat mich dankbar und leidensfähig gemacht, wobei ich nahezu nichts als Verzicht erlebe, sondern nahezu alles als Solidarität und Klugheit. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich noch mehr Ressourcen verbrauchen würde, die dann unwiederbringbar weg sind für alle künftigen Generationen.

Und müsste Putin sicher sein, dass ganz Europa aus Leos wie mir besteht, er hätte niemals die Ukraine angegriffen. Er hätte um unsere Entschlossenheit, unseren Kampfgeist und unsere Zähigkeit und Leidensfähigkeit gewußt und wäre brav zuhause geblieben. Aber wie Adolf Hitler wissen wollte, wie weit er gehen kann, will es nun Putin wissen. Von mir soll er die Antwort haben. Leute, schaltet eure Heizungen ab, gerne auch eure Produktionsanlagen. Ist ja alles nur befristet. Jetzt geht es um Freiheit – notfalls bis zum Tod. Und danach, verdammte Scheiße, geht es endlich und einzig um Klimaschutz, Biodiversität und Selbstbegrenzung des Menschen. DAFÜR und NUR DAFÜR ist unsere Intelligenz bestimmt. Nutzen wir sie endlich! Mit Gottes Hilfe. Amen.

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