https://www.youtube.com/watch?v=zqOFbmey4cc

1971 entstand eine Protestkultur aus Vietnam-Kriegsgegnern, Hippies, religiösen Sektierern, Umweltschützern, Vegetarieren etc., die vorwiegend im liberalen kanadischen Vancouver lebten. In der Baringsee (Amchitka) wollte die US-Armee Atomtests machen. Der Journalist Bob Hunter wollte darüber schreiben und buchte deshalb eine Schiffsreise dorthin.

Ein Kapitän, der dringend Geld brauchte, um sein abgewracktes Schiff zu sanieren, machte die Fahrt. Hippies und Abenteurer, die Spenden für ihren Atomprotest bekamen, charterten das Schiff. Unter kanadischer Flagge fühlt sich die Crew sicher und die Medien in Australien, Neuseeland, Japan und Nordamerika nahmen Notiz von dem Protest, weil Hunter sie al „Mindbomb“ gezielt einsetzte.

In der Symbiose von Kaltem Krieg und Umweltzerstörung kreierten die Aktivisten den Begriff Greenpeace. Die US-Regierung von Präsident Richard Nixon verschob den Test, um den Protest ins Leere laufen zu lassen. Deren Schiff lagerte solange in Alaska in einem Walfangdorf. Erst dadurch kam die Crew in Kontakt mit der Jagd auf die Wale und war empört über das Ausmaß der Vernichtung.

Ein US-Zollschiff brachte das Schiff unter kanadischer Flagge auf. Und während deren Kapitän die Geldstrafe verhängte, übergaben seine 34 Matrosen den Hippies eine Petition, wonach sie sich privat von ihrem Auftrag distanzieren und den Protestlern alles Gute wünschten. In vielen Ländern kam es nun zu Solidaritätsdemos, weil die Crew über Funk und Medien die Öffentlichkeit informierten.

Aus der spontanen Antiatomtest-Bewegung auf dem Ozean entstand so der Wahl- und Delphinschutz und die Aktivisten kreieren die Idee einer Foundation, um Geld für ihre Aktionen zu sammeln. Für mehr Aufmerksamkeit dachten sie in Kampagnen und Bildern, die mobilisieren und polarisieren.

Heute 70-Jährige erinnern in der Dokumentation an die Anfänge, in denen Mystiker und Mechaniker sich fanden, Biologen und Ingenieure, Kritiker aus der Film- und Presseszene, Köche, Taucher, Betriebswirte und Banker, woraus ein Kompetenzteam entstand, das diskutierte, neue Kooperationsformen ausprobierte und vermeintlich herrschaftsfreie Strukturen schuf. Auch allerlei Drogen waren im Spiel.

Im Jahr darauf lief das Schiff erneut aus, um nun Wale zu schützen. Wochenlang suchte die Crew russische Walfänger und als sie nur noch Diesel für zwei Tage hatte, würfelte das Team um die Entscheidung umzukehren oder zu bleiben. Tags darauf trafen sie auf 25 russische Schiffe, filmten getötete Jungwale unter sechs Metern Länge und fuhren mit Schlauchbooten zwischen Flotte und Herde, um die Wale zu schützen und das blutrote Meer sowie die sterbenden Tiere zu filmen.

13 Aktivisten retteten acht Wale und das Filmmaterial übergaben sie den westlichen Medien und den Vereinten Nationen, zumal die Russen über die Boote von Greenpeace hinweg harpuniert hatten, was als Angriff auf US-Bürger gewertet wurde. Die US-Bevölkerung solidarisiert sich und der Schutz der Wale wurde zum Politikum.

40.000 US-Dollar Schulden professionalisieren die Crew und weltweit entstanden 40 Gruppen von Greenpeace-Aktivisten in Frankreich, Japan oder den USA, die unkoordiniert handelten, Geld sammelten und den Namen nutzten. Robbenschlächter auf Neufundland wurden das zweite Ziel der Proteste, das nun parallel gegen die Norweger lief.

Die Einheimischten störten sich an der Einmischung der Hippies, die das Fell der Robbenbabies mit Farbe unbruchbar machen wollten. Diese gaben nach und beschränkten sich darauf, das Abschlachten nur zu filmen und die Aufnahmen öffentlich zu machen.  Dadurch wurde die Provokation noch größer, weil jeder Betrachter darauf drängte, gegen die Massentötung einzugreifen statt sie nur zu filmen.

Ein Bild ging um die Welt, wie zwei Pazifisten auf dem ewigen Eis stehen, während ein norwegisches Schiff nur zwei Meter vor hält, um Robbenfelle einzusammeln. Später lieferte der CIA Greenpeace sogar die Koordinaten russischer Walfänger und die Aktivisten erhielten dubiose (Sprit-)Spenden, um sie gegen den Kommunismus zu instrumentalisieren.

1976 erwarb Greenpeace ein größeres Schiff, das mit großer Crew in See stach. Mit dem Wachstum kamen aber immer mehr unterschiedliche Interessen, Ziele und Eitelkeiten auf, die das Kernanliegen schwächten. Brigitte Bardot verschafft den Robbenschützern 1977 in der Krise neue Öffentlichkeit.

Gründer Bob Hunter gab imselben Jahr bei 150.000 Dollar Schulden in Vancouver auf, obwohl die Gruppe in San Francisco allein über so viel Geld verfügte, aber nichts abgab. 1979 wurde Greenpeace Internationali unter starker Beteiligung der Europäer gegründet, um die zerstrittenen Gruppen in Nordamerika zu relativieren.

In der Folge stug Greenpeace rasch weltweit zu einer Umweltmacht auf, die 1982 ein erstes Walfang-Moratorium erwirkte. Hunter arbeitete wieder als Umweltjournalist und thematisierte den Klimawandel. Sein Nachfolger von 1977, Dr. Patrick Moore, dagegen distanzierte sich immer mehr von der Kompromisslosigkeit der Organisation und der Kapitalismus-Kritik. Er nutzte seine hohe Bekanntheit, um später als PR-Berater der Industrie den Klimawandel zu leugnen, so das Ende der sehenswerten Filmdokumentation.

 

 

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