Mehr Polemik als Information: Die Gründe werden mal wieder nur zum Teil genannt.

In den Medien war es dieser Tage wieder der „Aufreger“: Oxfam veröffentlichte, dass die Reichen immer reicher werden – und die Armen immer ärmer. Und reflexartig fordern Linke, die Reichen stärker zu besteuern. Wie langweilig und weltfremd in einer globalen Welt. Dass Chancen ungleich verteilt sind, räume ich logischerweise ein. Auch, dass es leichter ist, weitere Millionen zu machen, wenn man die erste bereits geerbt oder geschenkt bekommen hat.

Andererseits: Viele reiche Kinder haben nie gelernt, sich anzustrengen, zu verzichten, hauszuhalten etc. Das schwächt sie. Hinzu kommt bei vielen, dass sie den Reichtum der Eltern ablehnen und verurteilen, weil sie ihn dafür verantwortlich machen, dass die Eltern keine Zeit für sie hatten u.v.m. Das beeinflusst ihren Blick auf Geld negativ. Denn Geld an sich ist neutral. Es entfaltet seine positive oder negative Wirkung erst in den Händen derer, die es besitzen.

Und jetzt komme ich zum Punkt: Die Geldknappheit in meiner Herkunftsfamilie hat mich massiv gestört. Deshalb habe ich mich früh von Sätzen wie „Geld verdirbt den Charakter“ etc., die meine Mutter „predigte“, emanzipiert. Mit 14 Jahren jobbte ich 1977/78 für sechs Mark in der Stunde in der Landwirtschaft, weil man für besser bezahlte Industriejobs mindestens 16 sein musste.

Schon dort habe ich viel über Geld und Wertschöpfung gelernt, weil ich oft mit dem Hofinhaber zusammenarbeitete, Fragen stellte und er sehr auskunftsfreudig war. Zudem konnte ich so in den Ferien kein Geld ausgeben, weil ich ja von früh bis spät in den Weinbergen oder im Weinkeller arbeitete. Entsprechend sparte ich relativ viel Geld an. Ab 16 arbeitete ich in allen (Semester-)Ferien auch in der Industrie, was in meiner Heimatstadt Neckarsulm, wo Audi produziert, immer einfach war. Als Student hielt ich einmal wöchentlich Sitznachtwache bei Sterbenden für 80 Mark die Nacht.

Parallel überlegte ich mir Kneipen- oder gar Restaurantbesuche sehr gut, um Geld zu sparen; hatte kein Auto, sondern fuhr per Anhalter; kochte meist zuhause und hatte bei meiner Wohnsituation stets bescheidenste Ansprüche. Später als Redakteur machte ich freiwillig jeden Wochenenddienst, der sich bot, weil es dafür 150 Mark steuerfrei extra gab und einen freien Tag unter der Woche, an dem ich dann häufig einen Nebenjob machte, z.B. auf Honorarbasis Texte schreiben für Firmen.

Bereits im ersten Jahr als Jungredakteur (und unterhaltspflichtig für meinen 1989 geborenen Sohn) kaufte ich 1992 meine erste Wohnung für 150.000 Mark. Diese war fast komplett Kredit-finanziert. Die Kosten für Grundsteuer und Notar hatte ich immerhin bereits angespart, die Kreditzinsen konnte ich Steuer-mildernd geltend machen und zusammen mit der Miete finanzierte dies fast die monatliche Rate an Zins und Tilgung.

In Deutschland redet man leider nicht über Geld, aber jene Wohnung, die 2002 schuldenfrei war und inzwischen denselben Betrag in Euro wert war, bildete als Banken-Sicherheit den Grundstock, letztlich über zwei Scheidungen hinweg doch immer Kredit-würdig zu bleiben und damit liquide. Übrigens kenne ich viele Beispiele vermögender Mitbürger, die etwa als Zeitungsausträger mit 14 anfingen und mit 18 bereits die komplette Distribution einer Tageszeitung verantworteten, in dem sie ihre halbe Schulgemeinschaft als Minijobber beschäftigten.

Geld ist eine neutrale Ressource: Seine positive oder negative Wirkung entfaltet sich erst in der Hand dessen, der den Zaster hat.

Oder ein Unternehmer, der in Kairo bereits als Kind den Fischern ihren Fang abkaufte und ihn mit Preisaufschlag an Gastronomen weiterverkaufte. Der Deutsch-Ägypter, der später bei der Weltbank arbeitete, weitere sein Business als Jugendlicher noch auf den Handel mit Schrauben aus. Da wußte er von Reinhold Würth noch gar nicht, der gleichfalls bettelarm 1948 begonnen hatte, um nur einen Aufsteiger zum Milliardär zu nennen. Andere wären Dirk Rossmann oder die Albrecht-Brüder, die das Aldi-Imperium geschaffen haben.

Ich mache nicht den Reichen zum Vorwurf, dass sie immer reicher werden. Sie dürfen ihre Chancen nutzen, wenn sie sich dabei an Recht und Gesetz halten. Was mich besorgt, sind die vermeintlich Armen, die nur jammern, z.B. dass es nun zehn Jahre lang für die 70.000 Euro Erspartes keine Zinsen gab. Sie hätten sich mit ETFs und anderen Anlageformen befassen können, wo sie acht und mehr Prozent Zins bekommen hätten. Und viele, die sagen, das Geld reiche nicht, hauen es für „Coffee to go“, Kino, zu üppige Handyverträge oder Klamotten und Urlaube raus, die sie letztlich alle nicht brauchen.

Würden die „Armen“ sich endlich mit dem Thema GELD befassen, ihrem eigenen Konsumverhalten und bspw. Genossenschaften gründen, um GEMEINSAM Immobilien zu erwerben und zu bewohnen, würde ihr (weniges) Geld nicht mehr dauerhaft zu den Reichen fließen. Auch die Umwelt würde profitieren und letztlich die südliche Hemisphäre. Denn Geld ist Macht. Wir könnten GEMEINSAM so viel gestalten. Bis dahin mache ich mein Ding allein. Über den Zinseszinseffekt komme ich schon jetzt spürbar pro Jahr gut voran. Und ich kann über meine Immobilien bspw. Sozialpolitik betreiben, weil ich entscheide, wer dort wohnt.

1 Comment

  1. Karin

    Na, das ist mal ein Blog, dem ich folgen und zustimmen kann.
    Liebe Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert