Pleiten und Peinlichkeiten prägen diese WM am perversen Austragungsort: Weg damit. Die Niederlage ist ein guter Anfang.

Laut Medienberichten hat die Fußball-WM in Katar 200 Milliarden Euro gekostet. Das war mehr als zehnmal so viel wie bisher je investiert wurde, um das Event auszurichten. Der Grund: In Europa, Nord-, Mittel- oder Südamerika kann man auf eine Infrastruktur mit Sportstätten, Stadien und ÖPNV zurückgreifen, weil diese Nationen seit Jahrzehnten vom Fußball und anderen Mannschaftssportarten geprägt sind. In Katar musste nahezu alles „aus dem Boden gestampft“ werden und verwaist ab 20. Dezember vermutlich.

Laut Club of Rome kostet es 500 Euro, den CO2-Fußabdruck eines Mitteleuropäers, der pro Jahr elf Tonnen emittiert, zu neutralisieren. Das geht bspw. dadurch, dass man diesen (lächerlichen) Betrag in Indien in PV-Module investiert, damit die Einheimischen nicht Torf abstechen oder Braunkohle fördern und jeweils verbrennen müssen, um Strom zu erzeugen. Nach Adam Riese würden also 200 Mrd. Euro die Emissionen von 400 Millionen Europäern (oder 300 Mio. US-Amerikanern) dauerhaft substituieren.

Allein dieses Beispiel, kurz nach dem Klima-Gipfel in Ägypten, wo die Alarmglocken lauter den je tönten, zeigt, wie absurd diese WM ist. Da bräuchte es noch nicht mal Menschenrechtsverletzungen, Frauenunterdrückung bis hin zu Femiziden oder unwürdige Arbeitsbedingungen für Fremdarbeiter aus Nepal oder anderen südostasiatischen Staaten.

Mit großer Freude sehe ich deshalb das (relativ) geringe Zuschauerinteresse hierzulande, die ständigen Querelen um Alkoholverbot, One-Love-Armbinden oder sonstige Störungen und Proteste, die die einzelnen Spiele und letztlich das gesamte Turnier zur Nebensache machen. Mein Dank gilt deshalb auch der deutschen Nationalmannschaft, die mit der gestrigen Niederlage gegen Japan die etwaige Euphorie weiter gebremst hat.

Für mich als Katholik ist diese Jahreszeit ohnehin die besinnliche Zeit, zu der weder Public Viewing noch hupende Autokorsi in den Innenstädten oder übermäßiger Alkoholkonsum passen. Der größte Witz aber aller Zeiten ist Fifa-Präsident Gianni Infantino. Schon sein Name, für den er aber nichts kann, assoziiert Infantilität, also kindliche Naivität, wobei man damit kindlicher Unbekümmertheit Unrecht täte. Dieser Mann ist eine Schande für den Sport, der Werte wie Fairness, Solidarität und Freude transportieren sollte. Der Mann beschädigt aber auch persönlich die Werte der Demokratie von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit.

Prima, dass der DFB klagen will. Respekt, dass sich Rewe als Sponsor zurückgezogen und die iranische Nationalmannschaft deren Hymne nicht mitgesungen hat. Hoffentlich hören die Proteste und Störungen bis zum Finale nicht mehr auf, sondern eskalieren. Und hoffentlich stolpern die großen europäischen und südamerikanischen Favoriten früh und oft, damit irgendein Außenseiter gewinnt, z.B. Kamerun oder Ghana. Ich ignoriere die gesamte Peinlichkeit. Das Spektakel ist lächerlich.

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