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Beim Zappen gestern Abend bin ich auf RTL II zufällig bei Carsten Stahl hängen geblieben. Der Bodyguard und Kraftsportler aus Berlin-Neukölln hat vor einigen Jahren begonnen, aktiv Mobbing an Schulen zu bekämpfen. Wo er von Schulleitern gerufen wird, arbeitet er in großen Räumen mit Schulklassen und Jahrgangsstufen.

Stahl lädt die Jugendlichen bspw. ein, über eine am Boden geklebte Linie zu gehen, wenn sie schon mal gemobbt wurden. Er hält die Situation aus, wenn zunächst nichts passiert. Einzelne mit sich ringen. Dann gehen die Ersten los. Überwinden ihre Scham. Zeigen sich. Andere folgen ihnen.

Nun fragt er einzelne Grenzgänger, was ihnen angetan wurde und ob der Täter im Raum ist. Meist sind es Beleidigungen, manchmal körperliche Gewalt, vereinzelt sogar Erpressungen. Die Smartphones, mit denen Opfer weit über die konkrete Situation hinaus gedemütigt werden, spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Dokumentation macht mich betroffen, traurig und wütend.

Nun ruft Stahl, der an einen modernen Robin Hood erinnert, in den Saal: „Wer mobbt, ist selbst schwach.“ Die Tränen der Mobbingopfer lösen Betroffenheit aus und der Trainer ermutigt die Schüler, sich Hilfe zu holen, „denn Mobbing wird durch Schweigen nicht besser, sondern schlimmer.“

Nun sollen die Täter über diese Linie und bekennen, was sie getan haben. Auch sie lobt er für ihren Mut, den ersten Schritt zu machen: „Ja, das kostet Kraft. Das ist wahre Größe“, bestätigt er sie, „den Weg der Liebe zu gehenund nicht der Gewalt.“ Er lädt die Täter ein, ihre Tat zu benennen. Und nun fragt er auch sie, was ihnen widerfahren ist, dass sie Mobber wurden.

Denn viele waren zuvor selbst Opfer oder hatten Stress zu Hause oder mit Lehrern – und geben desen Druck nur weiter. Bei Stahls einfühlsamer und konfrontativer Arbeit erkennen sie, dass sie mit ihrem Handeln nun das Klima weiter vergiften. Schließlich lädt der Trainer die Täter ein, auf ihre Opfer zuzugehen und sie um Verzeihung zu bitten.

Die Stimung ist nun gelöst. Auf die bedrückten Gesichter kommt ein Lächeln und Täter und Opfer vermischen sich, liegen sich in den Armen und Stahl ruft: „Ihr Starken, schützt die Schwachen, damit es niemals mehr an eurer Schule Gewalt gibt.“ Schließlich unterschreiben die Jugendlichen alle einen Vertrag, sich ab jetzt an ihrer Schule gegen Mobbing einzusetzen.

Das Procedere erinnert mich sehr an die Methoden, die ich bei der Ausbildung zum Gestalttherapeuten erlernt habe und die wir in unserer Männerarbeit praktizieren: Die Fakten anschauen, diese beurteilen und ins Gefühl gehen, um empathisch zu werden. Carsten Stahl macht da wirklich einen guten Job und ausnahmsweise muss ich mein Urteil über Privatfernsehen korrigieren.

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