Livemusik bis in die Nacht: Nach den Reden übernahmen Reggae-Musiker in der Manufaktur und sorgten für ausgelassene Stimmung. FOTOS: FROMM

5000 Konzerte, Filmvorführungen, Workshops, Kurse und andere Veranstaltungen haben in den vergangenen 50 Jahren zwei Millionen Besucher in die Schorndorfer Manufaktur gelockt. Am Samstag haben mehrere hundert Gäste dieses Jubiläum in dem soziokulturellen Zentrum gefeiert, das eine Clique um Werner Schretzmeier seinerzeit gegründet hat.

Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD), der erst in vier Wochen 50 wird, verlieh dem Gründer, der später das Stuttgarter Theaterhaus ins Leben rief, die Goldene Verdienstmedaille der Stadt. Dieser Beschluss war im Gemeinderat ebenso einstimmig gefallen wie der einmalige Festzuschuss von 25.000 Euro. Schretzmeier, der im Kabarett „Die Widerständler“ mitgewirkt hatte und später als SDR-Moderator exzellente Kontakte in die bundesweite Kulturszene pflegte, erinnerte an die Anfänge im Keller der Porzellan-Manufaktur in der Gmünder-Str. 36.

Hilfreich sei gewesen, echte reaktionäre Gegner in der Stadtgesellschaft zu haben, die den Zusammenhalt förderten. „Die gibt es heute gar nicht mehr“, bedauerte der Jubilar und merkte an, „aber sie kommen allmählich wieder.“ Staatssekretärin Petra Olschowski, in der Landesregierung zuständig für Kunst und Kultur, betonte die Bedeutung von Zentren wie der Manufaktur. Von diesen gebe es aktuell bundesweit rund 600, davon 70 im Südwesten. Politische und kulturelle Weiterbildung seien für eine offene Gesellschaft wichtig.

Die Manufaktur habe stets auch als „Fenster zur Welt“ gewirkt und sorge bis heute mit seinen 30 Hauptamtlichen und unzähligen Ehrenamtlichen für interkulturelle Begegnung. Das Zentrum stehe in Tradition der „Schorndorfer Weiber“, die 1688 den Franzosen Paroli boten, und des Schorndorfer Juristen Reinhold Maier, der den Nazis stillen Widerstand leistete und nach 1945 erster Ministerpräsident des Südwest-Staates war.

Free Jazz aus Berlin und Reggae aus der Heimat umrahmten die Feier, die per Video in alle Nebenräume übertragen wurde. Unter den geladenen Gästen fand sich auch das Establishment des Landkreises mit (konservativen) Politikern und Bankdirektoren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert