An dieser Stadtautobahn haben wir in Karvat gewohnt: 100 Meter entfernt beginnt das Wohnquartier in der Millionenstadt, in dem die Verwandtschaft meines Freundes wohnt. FOTOS: FROMM

Tiefe Einblicke in die südostasiatische Kultur hat mir meine vierzehntägige Reise nach Thailand und Kambodscha beschert, die ich kürzlich unternommen habe. An der Seite eines Freundes, der Thai spricht und seit 20 Jahren mit einer Thailänderin verheiratet ist, haben wir u.a. deren große Verwandtschaft in Karvat besucht.

Die Stadt hat noch 1,5 Mio. Einwohner und liegt 220 km südöstlich von Bangkok. Wenn in zwei Jahren eine Schnellbahntrasse von Bangkok nach China ans Netz geht, mit deren Bau erst im Sommer 2017 begonnen worden war, wird sich die Einwohnerzahl dieser Stadt verdoppeln, heißt es. Und während in München ein Tower errichtet wird, kommen in Bangkok 85 neue hinzu, sagt mein Freund, der zweimal jährlich das Land bereist.

Doch ich möchte von der Kultur berichten: Gefühlt gibt es sicher 20 Formen des Lächelns in der dortigen Konversation. Gelächelt wird immer. Aber wer die Codes kennt, merkt mit der Zeit, dass mindestens drei Formen des Lächelns in der mildesten Form kommunizieren: „Was Du sagst, ist mir ja so etwas von egal.“ Dabei verändern sich weder Stimme noch Sprechgeschwindigkeit – und die Mimik nur in Nuancen.

Fasziniert hat mich auch, dass es drei Begriffe für „Ehemann“ gibt, die in ihrer Differenzierung den Grad der Wertschätzung ausdrücken. Ähnlich verhält es sich mit den vor dem Oberkörper gefalteten Händen beim Gruß: Vor dem Bauch gilt er Kindern oder Europäern. Vor dem Gesicht geliebten Familienmitgliedern und ab der Stirn aufwärts buddhistischen Mönchen.

Die buddhistische Kultur ist allgegenwärtig: Allein in Bangkok gibt es 400 Tempel. Landesweit sind es 40.000, die die Gläubigen demütig und obrigkeitstreu halten sollen.

Bemerkenswert auch: Für Thais ist es unvorstellbar, dass wir Europäer bspw. das Adjektiv „schön“ gleichermaßen für Frauen wie für Autos verwenden. Doch die Einheimischen halten uns „Weißnasen“ ohnehin für „Clowns“, da wir offenbar leben, um zu arbeiten statt umgekehrt. Dabei übersehen unsere fernöstlichen Freunde, dass sie in rasender Geschwindigkeit unsere Konsumsucht übernehmen. Dannwird ihnen irgendwann auch das Lächeln vergehen.

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