Die Pandemie hätte auch seinem heutigen 75. Geburtstag einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht: Bereits am 9. Mai vorigen Jahres ist Karl-Otto Völker aber gestorben. Der Ehrenbürger der Stadt Schorndorf war unser Nachbar in der Goethestraße und seit Jahren mein Freund. Aus Anlaß seines runden Geburtstags trafen sich (Partei-)Freunde des Sozialdemokraten und Fraktionsvorsitzende der im Gemeinderat vertretenen Parteien, um 15 Uhr auf dem Friedhof, um des großen Demokraten und Bürgers zu gedenken. Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) bekannte im Beisein der Witwe Renate an der Stelle der Urne unter einer Birke mit Blick zur Stadtkirche, dass Karl-Otto sein väterlicher Freund und Ratgeber war.
Uns allen sprach der OB aus dem Herzen, in dem er an Engagements des Verstorbenen und an Situationen erinnerte, in denen der Ehrenbürger mit Ideenreichtum und innerer Autorität Menschen in Verbindung brachte, Projekte anstieß oder Schwachen zur Seite stand. Angesichts der aktuell vielen Spaltungen im Gemeinderat, der AfD-Kundgebung vorigen Samstag auf dem Marktplatz und der anstehenden Landtagswahl am 14. März fehle der Bundesverdienstkreuzträger „an allen Ecken und Enden“.
So geht es auch mir. Noch im November 2019, ein halbes Jahr vor seinem Tod, war der Protestant fünf Tage mit mir im Kloster in Beuron. Damals schon von Krankheit gezeichnet, wollte er unbedingt in der Tuttlinger Lokalzeitung noch einen Leserbrief platzieren, weil er deren Bahnhof so schäbig und unwürdig der Kreisstadt fand. Gelegentlich waren wir auch gemeinsam Samstagabends in der Stadtkirche zur Wochenschlussandacht. Auch schätzte er Pfarrerin Dorothee Eisrich wie ich für ihre Verbindung von „Mystik und Politik“. Sehr hatte ich mich – nach seinen aktiven Jahrzehnten mit Abendveranstaltungen und -verpflichtungen – darauf gefreut, ihn abends gelegentlich spontan auf ein Bier zu besuchen, die Politik von Kommune, Kreis, Land, Bund oder EU zu erörtern, über Gerechtigkeit oder Wahrheit zu philosophieren oder uns gegenseitig Bücher, Gaststätten, Biere oder Brotsorten bestimmter Bäckereien zu empfehlen.
Aber eines weiß ich auch: Karl-Otto, Du bist uns – einmal mehr – nur vorausgegangen. Wir alle kommen nach. Also, bis dann: Alles Gute zu Deinem 75. Geburtstag!