Den Berufsboxer Firat Arslan kenne ich seit einem Interview, das ich als Journalist 2005 mit ihm geführt habe. Aus dem gegenseitiges Interesse entstand eine Freundschaft, ich war bei all seinen folgenden Kämpfen dabei, teils sogar in seiner Kabine und begleitete ihn 2007 zu seiner Weltmeisterschaft im Cruisergewicht (WBA). In dieser Zeit habe ich sehr tiefe Einblicke in das Box-Milieu bekommen, was es mit den vier Verbänden auf sich hat, den 17 Gewichtsklassen, welche Rolle die Promoter spielen, die Kampfrichter, die Medien und schließlich die Athleten selbst. Um es kurz zu machen: Die Athleten sind üblicherweise die Verlierer in diesem System, in dem es vor allem um Geld und Macht geht, und gelten zudem oft noch als dumme Prügler und die Sportart als primitiv.
Am Samstag, 8. Februar, boxt Firat, der fließend fünf Sprachen spricht und exzellent Schach spielt, ein letztes Mal um die WM und Ausrichter des Abends mit sieben Kämpfen ist er auch selbst. Das heißt, er geht auch ein hohes unternehmerisches Risiko ein. Deshalb spreche ich derzeit viele Freunde und Bekannte an, wir könnten den Abend gemeinsam in der Göppinger EWS-Arena von 18 bis 24 Uhr erleben. Und wenn gewünscht, kann ich meinen versammelten Freunden vor Ort um 17.30 Uhr eine Einführung geben, bspw. wie ich zu Firat kam, was mich an dem Sport fasziniert und warum der Profi-Faustkampf – teils zu Recht – so in Verruf ist.
Der dreifache Vater kleiner Kinder, der in Donzdorf im Kreis Göppingen wohnt, ist mittlerweile 49 Jahre alt und wäre der älteste Weltmeister aller Zeiten, wenn er gegen den Südafrikaner Kevin Lerena gewinnt. Der 27-Jährige hat den Titel des Verbandes IBO 2017 errungen und seither fünfmal verteidigt. Entsprechend gilt Arslan als Außenseiter, der sich allerdings seit Ende November im Trainingslager im Allgäu akribisch vorbereitet. Seine Spezialität: Ein Puls von mehr als 200, um im Ring aus einer kompakten Doppeldeckung heraus den Gegner zu ermüden.
Für mich ist Firat ein Vorbild an Fleiß, Disziplin und Optimismus, der immer den geraden Weg gegangen ist. Seine Mutter war in den 1970er-Jahren eine Alleinerziehende, die als Fabrikarbeiterin ohne Deutschkenntnisse ihre drei Jungs durchgebracht hat. Der Boxer, der nach der Mittleren Reife eine Ausbildung zum Formenbauer gemacht hat, hat in jungen Jahren viel Diskriminierung und Demütigung erlebt, sich davon aber nicht hinreißen lassen, sondern seine mentale Stärke trainiert. Deshalb gilt er gerade im Migrationskontext als Vorbild und hat vielfach bei sozialen (Jugend-)Projekten die Schirmherrschaft übernommen. Karten für den Kampfabend in der EWS-Arena gibt es bei Easyticket zu 29, 49, 79 und 200 Euro zzgl. zwei Euro Vorverkaufsgebühr.