Die Erfahrung von Erhabenheit: Die Feier der Liturgie im Bamberger Dom als Sinnbild für die Größe Gottes.

Über die Osterfeiertage habe ich einen Freund besucht, mit dem ich mich philosophisch-theologisch austauschen wollte. Und weil er die Tage bei seiner betagten Mutter in seiner Heimatstadt Bamberg verbrachte, führte mich der Ausflug in die Oberfranken-Metropole. Hier war ich zuletzt vor 30, 40 Jahren und konnte mich nur an das zünftige Rauchbiertrinken mit Freunden erinnern. Dieser Besuch der Bischofs- und Universitätsstadt, die 718 erstmals urkundlich erwähnt ist, war dagegen stiller und den Feiertagen angemessen.

Geradezu überfordert war ich mit der Fülle an Historie und Katholizität, die mir hier binnen 24 Stunden begegnete: Gefühlt steht alle 400 Meter eine prachtvolle katholische Kirche im romanischen, gotischen oder barocken Stil. Allen voran der viertürmige Dom aus dem 13. Jahrhundert, der auf einem der sieben Hügel errichtet ist, die die Stadt kennzeichnen und ihr den Beinamen des „fränkischen Roms“ verleihen.

Hier haben der barocke Baumeister Balthasar Baumann gewirkt, E.T.A. Hoffmann hat hier gewohnt und der Hitler-Attentäter Graf Staufenberg ist hier geboren. Bamberg, das wegen des Main-Donau-Kanals, der durch die Stadt verläuft und vielfach an Gärten angrenzt, auch „Klein-Venedig“ genannt wird, hat zwar nur 80.000 Einwohner, war aber zumindest über Ostern gefüllt mit tausenden Touristen aus allen Erdteilen, die vor allem die exzellent erhaltene Altstadt mit ihren Universitäts-, Diözesan-, Gymnasial- und Gerichtsgebäuden bestaunen und tausendfach fotografieren.

Der Ort an der Regnitz, die nur fünf Kilometer weiter in den Main mündet, war zeitweilig sogar Sitz des Heiligen Römischen Reichs, wo zwei Kaiser residierten, und im 16. Jahrhundert war ein Erzbischof von hier sogar zeitweilig Papst in Rom. Er wurde ermordet und im Dom bestattet, was viel über seine Liebe zu dieser Stadt ausdrückt (oder seine Aversion gegen Rom). Und wo viel katholischer Eifer ist, sind leider auch Hexen- und Zaubererverfolgung im 16./17. Jahrhundert nicht weit. Bamberg bildete da leider einen schrecklichen Hotspot.

Andererseits ist die Stadt seit 2016 klimaneutral und im Gemeinderat stellen die Grünen mit 27 Prozent die stärkste Fraktion. Vermutlich liegen dem viele katholisch sozialisierte Wähler zugrunde, die es mit der Bewahrung der Schöpfung ernst meinen. Andererseits tut sich eine Stadt mit wenig Industrie und viel Verwaltung bei dem Thema sicher auch leichter. Eine Leistung der Stadtwerke, denen im Aufsichtsrat ein SPD-Oberbürgermeister vorsteht, bleibt es trotzdem.

Mein Fazit: Bamberg ist eine wunderbare, sehenswerte Stadt, die einen mehrtägigen Besuch auf jeden Fall immer verdient hat. Die wertvollen und anspruchsvollen Gespräche über Gerechtigkeit, Freiheit oder Schuld, die ich hier mit meinem Gastgeber führen durfte, bleiben mir hoffentlich unvergessen und hatte ich exklusiv. Mein Highlight war unser gemeinsamer Besuch des Pontifikalamtes an Ostermontag im Dom. Halleluja.

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