Der deutsche Ökonom Yanick Oswald forscht an der Universität Leeds zu Verteilungsgerechtigkeit in Energiefragen. Er belegt, was man aus anderen Kontexten bereits weiß. Dass bspw. Grün-wählende Besserverdienende einen größeren CO2-Fußabdruck haben als mancher arbeitslose AfD-Wähler. Der Grund: Vermögende bewohnen größere Wohnungen und Häuser, die beheizt und beleuchtet werden; fahren weitere Strecken in größeren Autos; fliegen vor allem mehr und essen exotischere Früchte.
Oswald belegt nun, dass die „richtig Reichen“ exorbitant mehr CO2 emittieren, zumal wenn sie keine Wähler der Grünen sind, als die Mehrheit der Bevölkerung, bei der der CO2-Fußabdruck meist „nur“ parallel zum Einkommen steigt. Liegt der Energiebedarf je Bürger und Jahr im Schnitt bei 87 Gigajoule, so der Ökonom, sind es beim reichsten Prozent der Bürger 400 und teils sogar weit über 1000 Gigajoule.
Die Süddeutsche hat das Thema jüngst aufgegriffen und die Erklärung dafür geliefert: Die Superreichen bewohnen weltweit oft mehrere Villen, betreiben Jachten und Privatjets und fliegen für eine Kunstausstellung in New York auch mal kurz von München oder Hamburg in die USA. „So beansprucht das reichste Prozent der Bevölkerung zusammengenommen so viel Energie wie die unteren 16 Prozent,“ schreibt SZ-Autor Malte Conradi.
Das entspricht 400.000 Haushalten zu 6,4 Millionen. Und die reichsten zehn Prozent der Deutschen verbrauchen so viel Energie wie die 40 Prozent der ärmsten. Oswald hat auch berechnet, dass wenn sich das wohlhabenste Zehntel der Bevölkerung wie der Schnitt der Wohlhabenden verhalten, also begrenzen, würde, würde ein gutes Viertel des privaten Energieverbrauchs vermieden. Und würden die oberen 50 Prozent sich verhalten wie die unteren 50 Prozent, würden sogar 41 Prozent gespart.
Und die SZ führt aus, dass der private Konsum inklusive Reisen und Herstellung aller Produkte drei Viertel des gesamten bundesweiten Verbrauchs ausmachen. Damit würden auch die Preise für Öl, Strom und Gas deutlich sinken, prognostizieren Klimaschützer. Dagegen verpuffen die Einspareffekte der unteren Einkommensgruppen, weil deren Verbräuche meist bereits elementar sind. Und global ist das Mißverhältnis noch extremer als in Deutschland.
Reichenforscher Thomas Druyen unterstellt, die Ärmeren würden sich ebenso verschwenderisch verhalten, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. In China sei für hunderte Millionen Mittelschichtler einzig der Konsum und das damit verbundene Prestige die Motivation für den Aufstieg. Dagegen zeige die jüngere Milliardäre-Erben-Generation zunehmend ein ökologisches Bewußtsein, das durch Ethik und Weitsicht geprägt sei. Experten empfehlen eine exponentiell steigende Energiesteuer, die je Person erfasst wird. So würde sich das Verhalten vieler rasch verändern.
In Frankreich wurde im Sommer wenigstens diskutiert, den Betrieb von Privatjets zu diskutieren. Das schafft ein allgemeines Bewußtsein für solche Themen und Kontexte. In Deutschland verbot die Bundesregierung wenigstens, private Pools zu heizen, um Gas und Strom zu sparen. Mir persönlich ist es ein Anliegen, so wenig Ressourcen dieser Welt wie möglich nur für mich zu verbrauchen. Bei uns bleiben bspw. die Heizung aus und das Auto stehen, weil wir Gottes wunderbare Schöpfung erhalten wollen. Deshalb werde ich bspw. auch nie mehr ein Flugzeug besteigen.