Derzeit biete ich landesweit Lokalredaktionen einen Girokontenvergleich als Servicethema für ihre Leser an. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Sparda-Bank als Marktführer im Privatkundenbereich erstmals in ihrer Firmengeschichte zum 1. September Gebühren fürs Girokonto einführt. Das führt insbesondere bei Sparda-Kunden seit Bekanntwerden zu Unmut und viele suchen günstigere Alternativen, die es übrigens nur bei reinen Online-Banken ohne Filialen gibt. In meiner Recherche bleiben unter den Filialbanken neben Sparda auch BW-Bank, Postbank, Targo, Deutsche Bank und Commerzbank Baden-Württemberg-weit mit ihren Konditionen immer identisch, sodass ich nur die lokale Kreissparkasse, die örtliche Volksbank und vereinzelt VR-Banken dazu recherchieren muss, die im jeweiligen Verbreitungsgebiet der Lokalzeitung aktiv sind.
Jedenfalls ist das Interesse in fast jeder Redaktion vorhanden, teilweise sogar groß. Aber die allermeisten lehnen aus formalen Gründen ab: Sie arbeiten nur mit festen Freien, heißt es dann; die Honorarbudgets für Freie seien seit Corona eingefroren; wegen Kurzarbeit der Redakteure dürfe keine „redaktionelle Leistung von außen“ zugekauft werden oder man mache Corona-bedingt alle Themen intern und übernimmt eventuell einfach meinen Themenvorschlag.
Dazu darf man wissen, dass Honorare für solche Vierspalter, die teils halbe Zeitungsseiten füllen oder gar den lokalen Aufmacher bilden, mit maximal 80 Euro honoriert werden, oft auch nur mit 50 und weniger. Da fällt der Stundensatz schnell unter zehn Euro. Die schlechte Honorierung ist ein Aspekt, weshalb die Berichterstattung oft immer schlechter und letztlich substanzloser wird. Vereinzelt habe ich Redaktionen auch angeboten, wenn ich immerhin denZuständigen erreicht hatte und der interessiert war, den Girokontenvergleich für 20 Euro zu liefern, schließlich muss ich nur zwei Banken (KSK und Voba) auswechseln.
Denn erschwerend kommt hinzu, dass man bei meinem Geschäftsmodell erst mal die aktuellen (!) Kontaktdaten sämtlicher Lokalredaktionen in Baden-Württemberg haben muss, idealerweise mit konkretem Ansprechpartner, dessen Durchwahlnummer und E-Mail-Adresse. Und selbst dann bleibt es ätzend. Denn viele sind nur noch im Homeoffice, nicht überall funktioniert die Rufumleitung und aus Datenschutzgründen dürfen private (Handy-)Nummern nicht herausgegeben werden. Hinzu kommt die Urlaubszeit und was auch immer schlimmer wird: Der einzelne Redakteur darf oft gar nichts mehr entscheiden und muss alles dem Lokalchef vorlegen oder verweist gleich an ihn, wodurch man wieder oft zwei, drei Tage verliert, weil der „auf Termin“, „in Besprechung“, „im Telefonat“ oder „bei Tisch“ ist.
In einer Redaktion wurde mir sogar gesagt, man kooperiere explizit mit mir nicht, wegen „Vorfällen in der Vergangenheit“. Erstens war das nur ein Vorfall, der ca. vier Jahre her sein dürfte, und zweitens ist der „Vorfall“ ein Skandal, der mehr über die Zeitung sagt, die ich hier nicht nenne, um einen Rechtsstreit zu vermeiden, als über mich. Im Gegenteil: Damals ging es um Digitalisierung in der Bankenbranche. Auch hier war mein Konzept, eine Basisgeschichte, die im „bankmagazin“ erschienen war, zu lokalisieren.
Der Redakteur, der mich denunziert hat, wollte damals die IT-Geschichte für sein Blatt. Und dazu sollte ich lokale KSK, Voba und VR-Bank befragen. Alle drei Institute lieferten über zehn Tage trotz mehrfacher höflicher Anfrage nichts. Vermutlich, weil sie hätten lügen müssen, um gut auszusehen. Als der Redakteur nachfragte, bis wann er meinen Beitrag einplanen könne, erhöhte ich den Druck auf die Banken und teilte einer per Mail mit, der Beitrag werde notfalls auch ohne deren Statement erscheinen. Den Redakteur setzte ich in BC, damit er mein Engagement erkenne.
Doch statt mich zu loben oder zu schweigen, mailte er mir prompt, Kunden zu drohen sei nicht Stil seiner Zeitung und er werde künftig deshalb auf eine Zusammenarbeit mit mir verzichten. Ich war empört und zutiefst traurig, dass ich (einmal mehr) erleben musste, wie berufsethische Maßstäbe meines Berufsstandes verraten werden – und dann auch noch schriftlich! Damit hatte ich den Beweis, den ich bundesweit etlichen Investigativjournalisten zukommen ließ, mit denen ich teils seit Jahrzehnten in Kontakt stehe. Übrigens hatte ich bei jener Zeitung schon 1990 hospitiert und wurde als Chauffeur des Lokalchefs mißbraucht, der stadtbekannter Alkoholiker war. Damals erlebte ich dort auch sexuelle Belästigung junger Kolleginnen in Praktikum, Volontariat oder Redaktion.
Das aktuelle Beispiel mit dem Kontenvergleich zeigt mir jedenfalls, dass „meine“ geliebte Branche, die „vierte Gewalt im Staat“, deren vielen (zunehmend ungenutzten) Presserechten auch Pflichten korrespondieren, aus dem allerletzten Loch pfeift und ich mich mit 57 Jahren aus diesem Feld allmählich zurückziehen werde und vermehrt als Coach und Teamentwickler – gewerblich wie ehrenamtlich – bis zur Rente mit 67 arbeite. Denn auf diesem Feld bekomme ich Respekt und Wertschätzung und es ist ein „Markt“, dessen Bedarf zunehmend steigt (in dem sich allerdings auch genügend Dilettanten tummeln).