Hat wieder gut lachen: Stephan Lindner.

„FREIstellung“ ist ein Ratgeber und Mutmacher, wie es die Autoren Dr. Lutz-Ulrich Haack und Stephan Lindner im Untertitel ihres im Januar 2020 im Eigenverlag erschienenen Buches selbst beschreiben. Auf knapp 200 Seiten verarbeiten die beiden Ex-Führungskräfte aus dem Lebensmittel-Discount ihre 2017 gemachten Erfahrungen, in den Abläufen ihres langjährigen Arbeitgebers überflüssig geworden zu sein.

Entstanden ist die Chronologie einer Ausnahmesituation, die gefühlt immer mehr Angestellten während ihres Arbeitslebens widerfährt. Allein schon deshalb ist das graphisch schlicht gehaltene Buch wertvoll, weil es Betroffenen Trost und Orientierung stiftet und allen anderen eine Art Blick durchs Schlüsselloch bietet und damit auch die Augen öffnet für die Schattenseiten einer Arbeitswelt, in der man so steril gerne von Changemanagement spricht.

Wertvolle Hilfe bietet „FREIstellung“ mit den soliden Kapiteln über arbeitsrechtliche, steuerliche und pragmatische Aspekte des Themas, zu denen teils Experten in Gastbeiträgen zu Wort kommen. Oder wenn es darum geht, wirklich konkret die monatlichen Fixkosten zu berechnen, die man hat, um eine Basis für Verhandlungen mit dem Arbeitgeber über Lohnfortzahlung, Abfindung etc. zu haben. Checklisten am Ende des Buches, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und grau unterlegte Kästen mit Essenzen belegen den handwerklichen und (auto-)didaktischen Charakter des Werks.

Checklisten bieten Orientierung und schaffen Transarenz.

So bekommt der Leser ganz nebenbei einen Eindruck von den Projektmanagementkompetenzen der einstigen Führungskräfte, deren Willensstärke, Umsetzungsdisziplin – und deren Selbsttherapie durch das Konzipieren und Schreiben des Buches. Den entscheidenden Mehrwert liefert der Ratgeber dadurch, dass er nicht nur die Faktenebene beleuchtet, sondern vor allem die emotionale Ebene, auf der der Betroffene während des Trennungsprozesses mehrere Phasen durchlebt von Verdrängen über Widerstand und Trauer bis zu Akzeptanz und Neuaufbruch.

Stephan Lindner, den ich persönlich kennengelernt habe, transportiert dabei eine Botschaft, die ich zutiefst teile: Wer diese existenzielle Krise durchlebt und die Erfahrung macht, dass Veränderung nicht Verschlechterung sein muss, sondern Befreiung sein kann, der geht danach angstfreier und damit variabler durch sein Leben. Daraus zieht „FREIstellung“ seine Berechtigung, Mutmacher zu sein, dem ich viele Leser und Nachahmer wünsche, damit der Arbeitsplatzverlust nicht mehr nur als Bedrohung, sondern als Klärung und Reinigung erlebt werden kann.

Denn in Summe sind wir nicht auf Erden, um aalglatte Erwerbsbiographien, optimale Rentenansprüche und höchste Betriebsrenten zu erzielen, sondern um Erfahrungen zu sammeln, die unsere Handlungsklaviatur erweitern. Dafür braucht es nicht Bewertung, sondern Zulassen, Wahrnehmen und Spüren.

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