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Corona-bedingt scheint es kaum mehr andere Themen zu geben. Da kam mir dieses Video diese Tage gerade Recht, in dem sich Inhaftierte eines kalifornischen Gefängnisses auf ein Experiment einließen, das mich sehr berührt hat. Die Methode macht den Zusammenhang zwischen Täter und Opfer deutlich, die wir stets in einer Person sind. Und wenn wir uns diesen Zusammenhang bewusst machen, ist dies der erste Schritt zur Veränderung, wenn wir aus dieser Spirale heraus wollen. Mir geht es bei den aktuellen Maßnahmen zur Eingrenzung der Epidemie viel zu sehr um Leben und Tod. Mir ist die Zeit dazwischen viel wichtiger. Und dann ist nachrangig, ob ich mit 30, 60 oder 90 Jahren sterbe. Entscheidend ist dann, was ich vom Leben begriffen und wieviel von dem Verstandenen ich gelebt habe. Über die aktuelle Verhältnismäßigkeit habe ich hier vor einer Woche geschrieben.

Vor diesem Hintergrund habe ich die vergangenen Wochen viele Telefonate mit Männern (und einige mit Frauen) geführt, denen es auch schon ohne Corona nicht gut ging. Zum Beispiel, weil sie den Job verloren haben, im Beruf unglücklich sind, in Scheidung leben, die Partnerin (oder ein Kind/ein Geschwister) gestorben oder das erwachsene Kind ausgezogen ist. Die Zahl von Herausforderungen, an denen wir wachsen oder verzweifeln können, ist nahezu unendlich. Entscheidend ist deshalb, die richtigen Fragen zu stellen, adäquate Entscheidungen zu treffen und die ungewohnte Unsicherheit auszuhalten – oder gar zu gestalten und aktiv anzunehmen.

Vor diesem Hintergrund habe ich für gestern Abend im privaten Rahmen eine Männergruppe initiiert, die zu viert gut 2,5 Stunden stattfand. Etliche Männer, die ich aus meinem Netzwerk auf diese Option angesprochen hatte, begrüßten die Initiative und wären bei einem nächsten Mal dabei. Meine Idee: Diese Termine 14-tägig anbieten und jeweils fünf bis sieben Männer persönlich im Umlaufverfahren einladen. So hätte jeder die Option, sich in dem Format zu klären, brüderliche Gemeinschaft und Verbundenheit zu erleben. Ein Mann meinte heute, er sei beim nächsten Mal auf jeden Fall dabei, trete aber auch kurzfristig zurück, wenn ein anderer Mann den Platz nötiger brauche. Das ist Solidarität.

Ähnliche Initiativen starten aktuell Beratungsstellen per Telefon oder Skype. Das internationale Männernetzwerk MKP, dem ich seit 2013 angehöre, organisiert seit wenigen Tagen virtuelle Männergruppen, bei denen offenbar räumliche Nähe unter den Teilnehmern berücksichtigt wird. Und die kirchliche Männerarbeit veröffentlicht aktuell Telefonlisten, auf denen regional Männer-Referenten und -Coaches erreichbar sind. Für meine Raumschaft habe ich mich hierfür gerne bereit erklärt, zumal zunehmend Themen aufpoppen, die im Kontext von Corona stehen: Isolation im Privaten, dadurch bedingte Paarkonflikte, Existenzängste, Erziehungsfragen u.v.m.

Sämtliche Termine auf unserer Homepage und andere, z.B. Coachings in Firmen oder im Einzel, fallen seit Wochen auch aus. Immerhin: Erste Klienten vereinbaren wieder Termine und für Oktober und November habe ich jüngst für zwei Veranstaltungen zugesagt, für die ich angefragt war. Das Fotomotiv auf der Startseite entstand übrigens bereits 2018 als John aus Tansania in Schorndorf war. Er leitet in Kitale eine Männergruppe.

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