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Schon die Kritik im Feuilleton hatte mich auf den Film wegen seiner unorthodoxen Handlung auf der Basis einer wahren Geschichte neugierig gemacht: Ein schwarzer Pianist aus New York bucht in den 1960er Jahren einen weißen Chauffeur für eine Tournee durch die US-Südstaaten, in denen Rassismus noch offen gelebt wird.  In Teilen erinnert der Film an „Ziemlich beste Freunde“, wobei dieses Mal der Afroamerikaner der Kultivierte ist und der Italoamerikaner der ungehobelte Prolo. Auch hier begegnen sich zwei Männer zunächst mit ihren Vorbehalten und erkennen erst im gemeinsamen Unterwegssein den Reichtum des jeweils anderen.

Immer deutlicher wird im Verlauf des Films, dass der Schwarze das Risiko dieser Tournee auf sich nimmt, um seinen Beitrag zur Überwindung des Rassismus zu leisten. Denn der brilliante Chopin-Virtuos, der fließend mehrere Sprachen spricht und mit den Kennedys befreundet ist, entspricht so gar nicht dem Klischee, das die Südstaatler von den Schwarzen als Untermenschen pflegen. Im Gegenteil spürt auch der Chauffeur, der formal der „Herrenrasse“ angehört, wie unzivilisiert und inhuman die Ausgrenzung der Schwarzen ist. Dies für mich umso mehr, als im Film immer wieder im Motel oder den Familien zuhause das Kreuz als christliches Symbol für Nächstenliebe hängt, gegen die die Weißen so eklatant verstoßen.

Während des Films schäme ich mich immer wieder, einer Rasse anzugehören, die sich so dermaßen über andere Ethnien gestellt hat und noch immer stellt. Etwa bei der Polizeiwillkür. Dabei kommt der Film nicht moralisierend daher, sondern eher beobachtend, beschreibend und entlarvend: Wenn der Pianist seinem Fahrer bspw. Lektionen erteilt in Sachen Ehrlichkeit oder Umweltschutz. Dabei werden die Schwarzen keineswegs glorifiziert, wie eine Szene in einem Motel für Schwarze belegt, won diese „unter sich“ sind und der Ästhet sich auch nicht wohlfühlt. Szenen wie diese machen seine Einsamkeit deutlich, wenn Menschen in Kategorien und Schubladen denken, die dann den Nicht-Standard ausgrenzen.

„Grenn Book“ ist über weite Teile aber auch ein lustiger Film, weil die Dialoge so pointiert und die Charaktere so gut getroffen sind. Oft ahnt der Zuschauer schon was kommt. Zum Beispiel auch, dass die Reise gut endet. Das Movie ist auch ein Appell an die Zivilcourage. So verschafft der Chauffeur seinem neuen Freund am Ende Zugang zu seiner Familie, in dem er den Verwandten verbietet, weiter abwertend über Schwarze zu sprechen. Die Folge: Die Begegnung der beiden Welten wird zur Bereicherung für alle Beteiligten. Das ist die Botschaft des Films und meine persönliche Lebenserfahrung.

Offenbar haben das auch die Juroren in Hollywood so gesehen, die „Green Book“ mit drei Oscars auszeichneten und als „besten Film“ würdigten.  Und das gegen die Konkurrenz von „Bohemian Rhapsody“, das das schillernde Leben von Queen-Sänger Freddy Mercury verfilmte. Auch diesen beeindruckenden Film über die Zerbrechlichkeit eines musikalischen Genies, das zutiefst in der Seele einsam ist, habe ich vor wenigen Wochen gesehen. Wunderbar.

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