Mit großer Lust lese ich aktuell „Gebrauchsanweisung für die Zukunft – 5 Schritte, wie Sie Ihre Firma voran bringen“ von Vertriebs-Profi Wolf Hirschmann. Zwar habe ich das Meiste alles irgendwo schon gehört oder gelesen, doch der Inhaber der Marketing-Agentur slogan fügt es hier auf 300 Seiten so zusammen, dass ich auch nach einem konzentrierten Arbeitstag gut noch zehn, 15 Seiten verschlingen kann.
Mehr empfiehlt sich ohnehin nicht, weil sich das Gelesene auch setzen muss. Hilfreich sind die vielen Checklisten, die mit Fragen in die Reflexion der eigenen Unternehmung zwingen, oder die grau hinterlegten Textboxen, in denen quasi das Exstrakt für Schnellleser und „Überflieger“ steht. Letztere verpassen bei ihrer Hast aber manches Lesenswerte.
So hat mich das Scheitern von Charles Goodyear sehr angerührt, der bettelarm starb und doch den Grundstein für ein Imperium mit seiner Beharrlichkeit legte. Einfühlsam trotz aller Fakten hat der 58-Jährige, der beim renommuierten Haufe-Verlag publiziert, viele Unternehmerviten skizziert und ausgewertet, um das Mysterium und Faszinosum des Unternehmertums zu extrahieren.
An vielen Stellen erkenne ich mich selbst wieder in meinen Selbstzweifeln, meiner Einsamkeit mit schwierigen Entscheidungen (die sich später meist zum Glück als richtig erweisen) oder meiner gelegentlichen Vermutung, nur von Ignoranten und Dilettanten umgeben zu sein. In diesem Sinn ist das Buch auch ein Therapeutikum.
Und da der FDP-Parteivorsitzende Christian Lindner ob der Wahlen in NRW jetzt und im September im Bund in aller Munde ist, ist auch ein Passus über das Scheitern in Hirschmanns Buch brandaktuell. So setzte der brilliante Kopf in der Phase der „new economy“ selbst ein Start-up, das sich mit Avataren in der virtuellen Welt befasste, binnn 18 Monaten grandios in den Sand, die KfW-finanzierte Moomax.
Ehrlich: Ich wusste das gar nicht. Was mir aber an Hirschmanns Buch gefällt, ist das Plaedoyer für das Scheitern. Denn tatsächlich gelten Pleitiers in unserer Gesellchaft als Loser, denen wir in der Regel nicht über den Weg trauen und ihnen deshalb auch als Angestellte nur zögerlich eine Chance geben. In den USA dagegen, so Hirschmann, sind das – auf Grund ihrer Zusatzkompetenz – gefragte Kräfte.
Tatsächlich hatte ich 2001 bei meiner Gründung auch am meisten Angst vor dem Scheitern – und der Häme. Glückwunsch, Wolf, ein leseswertes Buch. Und Respekt für die Disziplin, mit der Du es geschrieben hast. Die hätte ich nicht, obwohl mir Schreiben wirklich leicht fällt.