Verteilung und Verschwendung: Reiche sind Teil des Problems und könnten Teil der Lösung sein.

Nachdem ich nun zwei Blogbeiträge in Folge CDU-Politikern und deren Positionen gewidmet habe, möchte ich mich mit dem aktuellen Klimawandel und den kulturellen und sozialen Unverschämtheiten der Klimaaktivisten befassen: Mir wurde 2018 bei einem Kongress der Einzelhandelsbranche in Köln, den die Energiemanager von Aldi, Lidl, Edeka, Rewe, Metro & Co. besuchen, die weltweit extrem energieintensive Kühlketten und Kühlsysteme unterhalten, bewußt, dass wir den Klimawandel nicht (mehr) aufhalten werden.

Die Erkenntnis gewann ich nicht beim EHI-Kongress selbst, sondern bei der Abend-Gala in einem pikfeinen Hotel, in deren Rahmenprogramm der Ehrenpräsident, ein Ex-Metro-Manager, genau diese Aussage traf. Er bekam demnach in seiner aktiven Zeit binnen Wochen einen Termin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, wenn er den wollte/brauchte, so mächtig war er offenbar. Und bei einem dieser Termine wollte er demnach begründen, weshalb die Regierung bei den CO2-Emissionen dringend handeln müsse.

Die Christdemokratin unterbrach ihn, so erzählte er im Rahmen der Gala in einer Mucksmäuschenstille, er könne sich die Begründung sparen, weil auch sie diese Fakten kenne. Darauf demnach sie: „Bringen Sie jede Woche eine Million Bürger auf die Straße, besser zwei, und wir liefern Ihnen die Politik, die Sie wünschen!“ Merkels Logik: Werde ihre Partei abgewählt, weil deren Positionen unpopulär sind, habe sie gar keinen Einfluss mehr.

Ich glaubte dem alten Manager 2018, weil ich einen Repräsentanten der (sozialen) Marktwirtschaft noch nie zuvor so ehrlich reden gehört hatte. Er sprach von Kipppunkten, die erreicht seien; zitierte seriöse Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen der Naturwissenschaft und verwies auf damals aktuelle Nachrichten, wonach in Sibirien Häuser, Fabriken und Gasleitungen kollabierten, weil die Frostböden bereits tauten, der matschige Untergrund deshalb nachgab und so Ozonschicht-schädigendes Methangas freisetzte, das dort jahrtausendelang im Permafrost gespeichert war.

Vermeidung: Immer mehr Mächtige sprechen endlich aus, was sie schon lange wissen.

Und was passierte danach: Im Kreis meiner vier Geschwister und vieler Bekannter wurde ich – bewegt durch das bewusst Gewordene – als verbitterter, alter Mann diskreditiert, der genußunfähig sei und jede gute Laune/Party killen könne. Ja, seither habe ich mich tatsächlich zurückgezogen von den SUV- und Skifahrern, den Urlaubsfliegern, Yacht-Besitzern und Grill-Dauer-Fans. Ja, dieser Verlust an Geselligkeit und Leichtigkeit schmerzt. Aber ich habe diese Leichtigkeit nicht mehr, weil ich die Fakten/die Realität nicht nur im Kopf, sondern im Herzen habe.

Ja, ich sterbe jede Stunde ein bisschen mit, weil ich weiß, dass 60 Millionen Flüchtlinge unterwegs und heimatlos sind, 600 Millionen Menschen (auch Kinder) wegen klimabedingter Ernteausfällen und Verteilungskriegen jede einzelne Minute und Stunde hungern; Russen von dem Psychopathen Wladimir Putin zusätzlich in den Krieg gehetzt und Millionen Ukrainerinnen und deren Kinder deshalb auch noch heimatlos werden und kranke Buben wie Donald Trump den Klimawandel leugnen, ihre Mitbürger aufhetzen und die (mir heilige) Bibel für ihre dumpfe Machtgier mißbrauchen.

Ja, ich habe keine Hoffnung mehr, weil ich zu viel weiß und erlebt habe. Und wenn CDU-Mann Philipp Amthor (30) sagt, seine christliche Partei verbiete niemandem, nach Mallorca zu fliegen und am Wochenende Steaks zu grillen, dann sage ich: „Mann, Du hast noch nicht verstanden, worum es geht.“ Es geht nicht mehr darum, ob CDU, SPD oder AfD regieren, sondern (längst!) um das Überleben der Menschheit. Das haben jetzt in Ägypten bspw. auch der UN-Generalsekretär Antonio Guterres wiederholt und die Präsidenten sogenannter Inselstaaten, deren Länder es in 30 bis 50 Jahren gar nicht mehr geben wird wegen des steigenden Meeresspiegels.

Und klar klingt es logisch, wenn CDU-Landtagsfraktionsvorsitzender Manuel Hagel (34) von den Klimaschützern, die Gemälde zerstören und sich an Straßen festkleben, als von Straftätern spricht. Ich spüre dennoch eine emotionale Verbundenheit mit den Tätern und deren Verzweiflung. Und die tote Radfahrerin von Berlin, die Klimaschützer vermeintlich in Kauf nehmen, instrumentalisieren deren Kritiker, um diesen zivilen Ungehorsam zu diskreditieren. Wieso hinterfragt Amthor nicht, wo die Notärztin politisch steht, die den Zusammenhang zwischen Blockade und Tod schon vorigen Freitag verneint hat?

Beide Seiten sehen nicht das Individuum und müssen/können das auch nicht, sondern sehen das Potenzial für ihre Interessen. Wir alle sehen ja auch nicht den einzelnen Flüchtling oder den einzelnen Ertrunkenen. Das schützt uns davor, wahnsinnig, depressiv oder suizidal zu werden. Und lässt uns den Spielraum (die Hoffnung!), uns auf Weihnachtsmärkte zu freuen und heftig die Relevanz von deren Beleuchtung zu diskutieren.

Ich möchte dabei auch nicht weiter stören, in dem ich mich immer mehr zurückziehe, und immer weniger Motivation habe, mich fürs Geldverdienen noch zu verbiegen, in dem ich zu potentiellen Kunden nicht ehrlich wäre. Ehrlichkeit ist generell nicht und nirgendwo gewollt, sonst würden wir bspw. auch die Rentendiskussion viel konsequenter führen. Oder wieso muss der Staat Garantien für Energiepreise abgeben, deren Entwicklung er gar nicht zu verantworten hat? Was ist das für eine Vollkasko-Mentalität der Bürger (auch diese Schulden soll die nächste/“letzte“ Generation zahlen). Aber wenn Du bis hierher gelesen hast, gehen Dir Verniedlichung (zum Zweck der Sedierung, weil man uns für manipulierbar hält) und Verdrängung (Selbst-Überlistung) vermutlich auch gegen Deine Haltung.

Vermutlich verstehst Du auch etwas von Philosophie. Denn den Freiheitsbegriff verkürzen die meisten Politiker von CDU und FDP auf primitive Beliebigkeit. Im sittlich-ethischen Sinn meint aber Freiheit die Selbstbeschränkung und hat deshalb viel mit Klugheit, Bildung (kundig machen) und Disziplin zu tun. Am bekanntesten ist hier Immanuel Kants Kategorischer Imperativ, wonach meine Freiheit dort endet, wo Deine Freiheit beginnt. Das wäre tatsächlich eine konservative, nämlich bewahrende, Haltung, die das Markenversprechen der CDU verdiente.

Mit Staatsverschuldung, Umweltzerstörung oder Monokultur (statt Biodiversität) haben wir aber längst die Freiheitskräfte nachfolgender Generationen oder auch von Mitbürgern verwirkt. Wir haben ihnen den Handlungsspielraum genommen mit unserer Unfähigkeit, uns selbst zu begrenzen. Dabei sprach schon der Club of Rome 1973 von qualitativem statt quantitativem Wachstum. Aber das hat schon damals das Gros der Unternehmer wie der Politiker überfordert. Es ist halt leichter, mehr Steuern durch mehr produzierte Textilien oder Autos zu erheben. Aber wie lautet der Hebesatz, wenn ein Mensch eine dritte Fremdsprache erwirbt; etwas von Philosophie versteht oder dank C.G. Jung all seine Schatten und Traumata aufgelöst hat?

Das Gute an meinem realistischen Pessimismus: Jede schlechte Nachricht, und die kommen täglich, bestätigt, dass ich Recht habe. Und trotzdem bleibe ich handlungsfähig, mich dem Niedergang der Menschheit mit jeder Faser meiner Natur entgegenzustellen. So kompensiere ich meine Ohnmacht und führe zwischen all der vermeintlichen Sinnlosigkeit und Ignoranz ein sinnerfülltes Leben.

2 Comments

  1. Ralf Hokenmaier

    Servus Leo,
    wie immer gefallen ihr deine Blogeinträge, da ich selbst ähnlich fühle, auch wenn ich so manche Dinge mit anderem Wissen und anderer Meinung ausdrücke. Ich glaube nicht an die CO2 Lüge, weiß jedoch über die Doppelmoral, wenn mir diese Geschichte aufgedrückt wird und z.B. keine politische Meinung den CO2 Austoß des weltweiten Militärs einberechnet. Oder wenn eben in Ägypten 100 Milliarden mühevoll eingesammelt werden, im Gegenzug jedoch jährlich 2100 Milliarden für die Rüstung ausgegeben werden. Der größte Batzen nicht vom bösen Putin sondern von den Guten, den Amis. Die übrigens seit 1980 um die 250 kriegerische Akte weltweit gegen geltendes Völkerrecht geführt haben. Das wird meist auch gern ausgeblendet…also, weiter so, ich seh das nämlich in der Konsequenz ähnlich wie du.
    Gruß Ralf

    1. Lieber Ralf,
      viele Deiner Argumente teile ich ja auch. Den Diesel für die vielen Panzer und Logistiktransporte im Ukraine-Krieg hatte ich mir beim Texten tatsächlich verkniffen. Auch den Energieaufwand, das zerstörte Land wieder aufzubauen. Aber immerhin kann man dann diese Plattenbauten kreislauffähig, demontierbar, rezyklierbar und wärmeisoliert neu errichten, was die Gesamtökobilanz über 50 Jahre dann wieder ausgleichen sollte. Gruß, leo

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