Peter Weber wächst mit zwei Brüdern auf einem Bauernhof bei Schwäbisch Hall auf. Er sei „ritualisiert religiös“ aufgewachsen, wie der 45-Jährige bei einem Männervesper online erzählt. 35 Männer bis aus Oldenburg sind an dem Abend per Mikro, Headset und Webcam dabei. Sie alle hatten im Vorfeld per DHL ein Päckchen erhalten, in dem ein leckerer Laib Brot, Landjäger, eine Flasche Bier, ein Glas Gurken, sogar ein Muffin und einiges mehr liebevoll verpackt waren.
Vorbereitet und organisiert hatten das virtuelle Männervesper mit physischen Zutaten ein Team um Stefan Saußele, das üblicherweise in einem Gemeindehaus in Ilshofen solche Abende exklusiv für Männer ausrichtet. Die Pandemie hatte ihre Strukturen vorerst zerschlagen wie vielerorts sonst auch. Doch hatten sie sich berappelt, neu arrangiert und sammeln nun Erfahrung mit digitalen Formaten wie bundesweit und weltweit viele andere auch.
In seinem 35-minütgen Impulsvortrag, den er mit Charts visualisiert, erzählt Peter, dass er nach der Schule Versicherungsfachangestellter gelernt hat, im Vertrieb einer Krankenkasse erfolgreich war und in deren Außendienst als Firmenkundenbetreuer Anerkennung fand. 2003 heiratet er seine Freundin, hat mit ihr zwei Kinder, verschuldet sich für ein Haus und baut in der Freizeit mit Ausdauersport seinen Stress ab.
Weil sich seine Frau in einen anderen Mann verliebt, kommt es 2013 zur Trennung. Der attraktive Triathlet ist verzweifelt und betäubt seine Gefühle in noch mehr Extremsport. So legt er etwa in 20 Stunden 360 Kilometer mit dem Rad zurück – und weint nach seiner Rückkehr am verwaisten Küchentisch nur bitterlich. Mehr noch: Sein Körper verweigert dem Extrem-Leistungssportler die Dienste, so dass Peter nicht mal mehr Treppen steigen kann.
Der Schwäbisch Haller nimmt sich u.a. in einer psychotherapeutischen Klinik eine elfwöchige Auszeit, lässt sich auf Therapien ein, kommt zur Ruhe und mit Gott ins Gespräch. Der Macher arbeitet biographisch seine Verletzungen, Deformationen und Muster auf; söhnt sich mit dem Vater aus, von dem er sich zu wenig geliebt gefühlt hatte und heilt letztlich bis 2019 seine Bindungs- und Beziehungsängste, wie er den Männern am PC erzählt, die fasziniert lauschen. Und neu verliebt hat er sich auch.
Typisch für evangelikale Gruppen berichtet Peter den Männern von seiner konkreten Gotteserfahrung, die er in der Psychiatrie in seiner Verzweiflung gemacht habe. Und ganz Vertriebsmann, schiebt der sympathische, eloquente und authentische Referent eine Digitalumfrage sofort nach, wer von den Zuhörern an seine Gottesbegegnung glaube: Er bekommt 66 Prozent Zustimmung, was auch die folgende Gesprächsrunde belegt. Da erzählen nun Männer ihrerseits von Tiefschlägen wie Scheidung, Sucht oder Krankheit, in denen ihnen Gott begegnet sei.
Mit Gebet und Segen endet das digitale Format nach rund 90 Minuten, an das sich offene Gesprächsgruppen mit offenem Ende anschließen, die ein Digital-Administrator einrichtet. Im September sollen die Schwäbisch Haller Männervesper wieder in Präsenz stattfinden, wenn Covid-19 das nicht verhindert. Dann kehren die Männer in Ilshofen in die Räume der Bäckerei Kretschmar in Ilshofen zurück, wo die Runde ihren Ursprung genommen hat. Wer Peter Weber folgen möchte, findet ihn auf Instagram unter peterweber_1974. Wer mir dort folgen möchte, findet mich unter derlebensberater_no1.