Mit mehr als 110 Dozentinnen und Mitarbeitern der Volkshochschule Karlsruhe habe ich am Samstag online am Neujahrsempfang der Bildungseinrichtung teilgenommen. Nachdem ich im November bei dieser badischen VHS meine Premiere hatte als Leiter einer Online-Väterrunde, startet dort im März ein Online-Angebot für Männer mit mir als Leiter zum Thema „Mein Umgang mit Konkurrenz.“
Den Empfang hatte ich mir vorgemerkt, weil ich praktisch erleben wollte, wie so etwas abläuft; weil ich Zeit hatte und weil ich dort bereits mit viel Wertschätzung empfangen und betreut worden war. Diese Herzlichkeit habe ich auch am Samstag erlebt, nachdem mir im Vorfeld der Link zugeschickt worden war. Ab 10.30 Uhr konnte man sich einwählen und mit den Anwesenden plaudern.
Um 11 Uhr begann das offizielle Programm mit Grußworten des Kulturbürgermeisters und der Kulturamtsleiterin, deren aufgezeichnete Videobotschaften eingespielt wurden. Nun informierte uns Erol Weiß, der im Frühsommer wegen einer Krebserkrankung lange ausgefallen war, über die Covid-19-Verwerfungen seiner VHS; deren Digitalisierungsstrategie und „Unterfinanzierung“, auf die der Gemeinderat reagieren müsse.
Seinen Mitarbeitern und uns Dozenten dankte der Geschäftsführer für unsere Kreativität, auf die Pandemie mit Geduld, Kreativität und Online-Angeboten reagiert zu haben. Die gute Nachricht: 2021 sei die steuerfreie Übungsleiterpauschale von 2400 auf 3000 Euro und die Ehrenamtspauschale von 720 auf 840 Euro gestiegen, so dass uns Dozenten nun netto mehr Vergütung bleibt.
Parallel wurde im Chat vereinzelt applaudiert und gedankt, ehe sich das Auditorium in drei 20-minütige Sessions aufteilte, zu denen man via Klick auf einen weiteren Link wechseln konnte. Hieß ein Angebot etwa Übungen zur Entspannung im Online-Unterricht, klickte ich mich in die Gruppe, in der wir Tipps zum Hybridunterricht bekamen, worauf also zu achten ist, wenn etwa fünf oder zehn Teilnehmer physisch präsent sind und fünf virtuell.
Ein Tipp war etwa: Klären, ob die Zugeschalteten den Kursleiter sehen wollen oder lieber die Gruppe. Auch sei es legitim, als Leiter die eigene Nervosität anzusprechen, ob die Technik steht und man sie souverän beherrscht. Bei Themen wir Sprachen könne es sein, dass man mehr technisches Equipment braucht, um etwa an die Tafel zu schreiben, Tabellen einzublenden oder ein Whiteboard, das alle von ihrem Platz aus beschriften können.
Einig waren sich die Dozenten, dass es immer besser ist, dass die Zugeschalteten auch per Webcam sicht- und erlebbar sind. Kurze „Blitzlichter“, in denen jeder einen Satz zu seiner Befindlichkeit sagt, seien ebenso hilfreich, wie im Zoom-Meeting nach dem eigenen Statement den nächsten zu benennen, an den man das Wort weitergibt. Das schafft Transparenz und Struktur.
Gegen Ende der 20 Minuten blendete sich eine Uhr ein, wann wir wieder ins Plenum geschaltet würden. Von hier ging es recht zügig in die Fachgruppen, was ich besonders spannend und hilfreich fand, um sich zu vernetzen. So traf ich im Fachbereich Psychologie auf eine Gestalttherapeutin aus Karlsruhe, eine Psychotherapeutin und weitere Fachkräfte, die mit Paaren, Alleinerziehenden und teils deren Kindern arbeiten. Nach diesem Angebot blendete ich mich mit vielen persönlichen Eindrücken gegen 12.45 Uhr aus.
Nun kann ich auch besser mitsprechen, wenn Lehrer Online-Unterricht diskutieren; meine Klienten von den vielen Meetings im Homeoffice erzählen oder Führungskräfte 100 und mehr Mitarbeiter bundesweit nur online führen und einmal wöchentlich im virtuellen Jour Fix treffen. Und parallel zu unserer Veranstaltung hatte digital der CDU-Parteitag mit 1000 Delegierten stattgefunden, die ihren Parteivorsitzenden wählten. Ich bin beeindruckt, wie leistungsfähig die deutschen Netze eben doch sind.