In der KcF-Lounge liefen häufig parallel zum Rahmenprogramm und in den Konferenzpausen Podiumsdiskussionen. Oder man konnte hier Referenten öffentlich Fragen stellen. FOTO: FROMM

„Was tust Du, damit die Gaben in der Welt sichtbar werden, die Gott in Dich gelegt hat?“ So lautet eine typische Interviewfrage auf dem Podium, das vor 3200 Teilnehmern beim Kongress christlicher Führungskräfte stattfand. Von Donnerstag bis Samstag konferierten überwiegend evangelikale Christen in der Karlsruher Messe. Mit auf dem Podium ein freikirchlicher Pastor, der Start-up-Unternehmen berät und finanziert. Und weil er früher als Breakdancer „das Wort Gottes zu den Menschen gebracht hat“, bittet ihn der Moderator um eine Show-Einlage. Er ziert sich nicht lange, legt das Jackett ab und ruft ins Plenum „ich tanze für den Herrn“ und einige rufen zurück „Amen“. Für mich als Katholik sind solche Situationen auch bei meiner dritten Teilnahme an diesem Kongress (nach Nürnberg 2011 und Leipzig 2013) immer noch gewöhnungsbedürftig.

Doch es hat auch etwas Inspirierendes für mich, so unmittelbar und selbstverständlich seinen Glauben zu thematisieren. Und als der Schweizer Textildesigner, der offenbar sehr erfolgreich ist und mit auf dem Podium sitzt, nach seinem Erfolgsrezept gefragt wird, sagt er: „Wenn es richtig schwer wird, gehe ich auf die Knie, damit der Herr mich sieht und zu mir spricht.“ Eine solche Spiritualität ist auch mir vertraut. Die Unternehmer diskutieren am Abschlussmorgen über „Kingdom Business“, was heißen soll, dass sie mit ihren Firmen das Reich Gottes schon auf Erden sichtbar werden lassen wollen. Modedesigner David Togni überweist deshalb Lieferanten auch mal mehr als auf deren Rechnung steht, „um sie die Fülle Gottes spüren zu lassen.“

Und Pastor Titus Lindl, der als Business Angel arbeitet, prägt den Satz: „Wir sollten nicht erst spenden, wenn unser Konto prall gefüllt ist, sondern unser Herz.“ Alle Referenten hier sind Grenzgänger und Leistungsträger und deshalb in kirchlichen Kreisen vielen als Ausbeuter suspekt. Ihre These: Viele (evangelische) Christen vermieden Grenzzonen aus Angst vor der Sünde. Menschen folgten aber jenen mit der stärksten Energie. Der Schweizer Raffaele Carmine: „Christen, die Exzellenz produzieren, nehmen Einfluss und verändern.“ Fehler seien Helfer, um sich zu entwickeln, so Ex-Breakdancer Lindl.

Nach dem Trio referiert Dato Dr. Kim Tan über Social Venture Capital. Der Biochemiker ist Vorstand einer Investmentgesellschaft, die sich in Afrika engagiert. Seine Beispiele beeindrucken: In einem Fall kauft seine Firma Brachland, siedelt große Wildtiere an und fördert auf diese Weise den Tourismus, der Jobs schafft. Woanders gründet der Asiate ein Start-up, das mit acht Einheimischen Filter montiert, die Frischwasser in privaten Haushalten aufbereiten. Das Geschäft boomt, neue Jobs entstehen und die Lebensqualität der Bewohner verbessert sich. Andere Beispiele umfassen solare Stromerzeugung, die Einnahmen und Bildung ermöglichen, oder via bislang 1500 Toilettenhäuschen sammelt ein Start-up Exkremente von 50.000 Menschen, die als Dünger Einnahmen bringen und zugleich die Umwelt entlasten.

Zuvor hatte Karl Schmauder, Ex-Vorstand des Automobilzulieferers Elring-Klinger, referiert. Sein Thema: Die Zweiteilung von Mission und Business habe dazu geführt, dass Missionare nicht unternehmerisch denken und sich von Spenden abhängig machen. Und Unternehmer würden nicht mehr biblisch, sondern zu sehr betriebswirtschaftlich denken, was die Arbeitswelt Sinn-entleere. Deshalb müsse beides wieder zusammengeführt werden, wie seine Nachredner dann ja auch belegten. Und wie viel Gutes und Wettbewerbsfähiges dabei offenbar entsteht, darüber habe ich eben ja berichtet. Ort und exakter Termin für den Kongress 2021 stehen aktuell noch nicht fest. Interessierte sollten das Ereignis aber im Blick behalten.

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