Im legendären Jahr des Um- und Aufbruchs, 1968, machte es die Landessynode Württemberg möglich, dass Theologinnen zu Pfarrerinnen ordiniert wurden und somit eine Gemeinde leiten durften. Dieses Jubiläum haben nun in Stuttgart 200 Pfarrerinnen gefeiert, die sich nach einem Festgottesdienst im Talar für ein Gruppenfoto aufstellten.
Seit 1904 war es in Württemberg Frauen erlaubt, Theologie zu studieren, um etwa Religionsunterricht zu geben. Der Zugang zu kirchlichen Ämtern blieb ihnen aber bis vor 50 Jahren verwehrt. Heute sind Pfarrerinnen eine Selbstverständlichkeit im kirchlichen Dienst und auf der Kanzel. Aber bis die erste Frau Bischöfin werden durfte, brauchte es weitere Dekaden.
Prälatin Gabriele Arnold betonte in ihrer Predigt beim Festakt in der Stuttgarter Stiftskirche, dass es für die Gleichberechtigung auch innerhalb der Kirche noch viel zu tun gebe, das Jubiläum aber ein Grund zum Feiern sei.
In derselben Woche stellte die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda ihre Studie über sexuellen Mißbrauch durch Priester in der katholischen Kirche seit 1948 vor und der Spiegel widmete sein Titelthema dem Papst und dessen zögerlichem Umgang mit der Aufklärung dieses dunklen Kapitels etwa in Argentinien, wo er zuvor lange als Bischof und Kardinal Verantwortung getragen und klerikale Straftäter angeblich gedeckt hat.
Was die Themen gemeinsam haben: Männer, die sich auf Nächstenliebe, die Ebenbildlichkeit Gottes aller Menschen und weitere edle Werte berufen, nutzten ihre Macht und archaischen Privilegien, um Frauen und Kinder zu unterdrücken, auszubeuten und zu mißbrauchen. Als Gestalttherapeut, Männer-Coach und Theologe sage ich, dass Aggression eine häufige Folge ist, wenn Männer sich weder ihrer Schatten bewusst sind, noch diese anschauen wollen. Die gute Nachricht: Immer mehr Männer wollen ihren Schatten kennenlernen – und integrieren.