Innovatives Projekt in meiner Heimatstadt: Schüler lernen ganz praktisch, wie Wirtschaften funktioniert. FOTO: Repro

Mit großer Freude habe ich in der Stuttgarter Zeitung (05.10.) gelesen, dass das Albert-Schweizer-Gymnasium (ASG) meiner Heimatstadt Neckarsulm, das ich 1975/76 besucht habe, die bundesweit erste Schüler-Winzergenossenschaft gegründet hat. Nachdem Neckarsulm 1855 die weltweit erste Genossenschaft betrieb, die allerdings 2007 von der WG Heilbronn übernommen wurde, hat die Audi-Stadt unterm Scheuerberg einen neuen Superlativ.

Zehn der 40 Ar, die in Steillage freigeworden waren, weil dem Pächter die Handarbeit zu zeitintensiv geworden war, übernahm nun das ASG. Weinbaufamilie Berthold, deren Tochter Theresia am ASG unterrichtet, versprach Unterstützung. Und mit Michaela Metzger sitzt im Sekretariat des Gymnasiums mit 800 Schülern eine frühere Weinkönigin, die gleichfalls Sachverstand und Kontakte mitbringt.

Die siebten Klassen machen im Rahmen des Biologieunterrichts ganzjährig die Arbeit an den Rebstöcken. Die Achtklässler gestalten im Fach Wirtschaft den kalkulatorischen Teil und verfassen aktuell eine Satzung. Im Kunstunterricht gestalten die neunten Klassen die Flaschenetiketten und die Zehner bauen im Chemieunterricht den Trollinger aus.

Für Schulleiter Marco Haaf (43) hält sich das unternehmerische Risiko nach der ersten Lese in Grenzen: „Jede Menge Ehemaligen haben Interesse an dem Wein und der Preis scheint dabei keine Rolle zu spielen.“ Das Gros der Trauben wird aber nicht zu Rotwein gekeltert, sondern zu alkoholfreiem Traubensecco verarbeitet.

Die Schüler machen dabei echte Erfahrungen: Ob das das Arbeiten bei Wind und Regen ist, der Befall durch die Kirschessigfliege, die Abhängigkeit des Erfolgs von der Witterung, das Prozessmanagement innerhalb der Jahrgangsstufe und darüber hinaus oder es die Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage sind – so gehen moderner Unterricht, praxisorientiertes Lernen und Teamentwicklung. Glückwunsch, alte Penne, ich schaue auch mal vorbei.

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