Erfüllt und dankbar bin ich heute gegen 17.30 Uhr von meiner viertägigen Bergwanderung bei Lech in Österreich zurückgekommen, die ich mit sechs Freunden unternommen habe. Von Lech waren wir am Dienstag zur Ravensburger Hütte auf 1948 Metern aufgestiegen und von dort am Mittwoch fünf Stunden zur Freiburger Hütte (1931 m) gewandert. Es folgte der nur knapp weitere Weg tags darauf zur Göppinger Hütte (2245 m) und schließlich heute der Abstieg gut 2,5 Stunden, der am Ausgangspunkt endete.
Mein Freund Michl wandert fast kontinuierlich seit knapp 30 Jahren jeden Sommer in unterschiedlichen Formationen, in denen ich allenfalls fünf-, sechsmal seither dabei war. Was mir aber nicht mehr bewußt war: Ausgangspunkt war unsere Wanderung 1990 oder 1991 zu zweit, um etwas für unsere Freundschaft zu tun, die 1976 im Internat in Bad Mergentheim begonnen hatte.
Zu jener Zeit hatten wir uns aus den Augen verloren: Er war bei der Polizei und ich machte mein Volontariat bei der Schwäbischen Post in Aalen. An jenem Sonntagabend, ich hatte gerade als bereits geschiedener Mann mein Vaterwochenende mit meinem Sohn verbracht, kam ich in „seine“ Polizeikontrolle. Und da er auch bereits Vater war und von der Mutter getrennt lebte, hatten wir Themen genug und tauschten die Telefonnummmern.
Nach 2017 zu viert war ich nun auch 2018 dabei und will es 2019 wieder sein. Dieses Mal waren wir vier Polizisten, ein (Sport-)Lehrer und zwei Selbstständige, wobei auch Harry als Musiker und Hersteller von Mundstück-Plättchen für Saxophon und Klarinette einen künstlerischen Beruf hat. Fasziniert hat mich in unserer Gruppe einerseits die Leichtigkeit und Albernheit, die mich an die unbeschwerte Zeit als 15- bis 25-Jähriger erinnert, und andererseits die Intensität unserer Gespräche.
Da ging es um Verletzungen durch (Ehe-)Frauen, die Beziehung zu getrennt lebenden Kindern, Probleme am Arbeitsplatz, Glaubenszweifel und Sinnkrisen, Umgang mit den betagten Eltern aber auch gesellschaftlichen Entwicklungen u.v.m. Selten erlebe ich soviel Offenheit, Vertrauen, Ernsthaftigkeit und Tiefe in Gesprächen – zumal unter Männern.
So empfinde ich nicht nur die Leistungskraft meines alternden Körpers, die Schönheit der Bergwelt, das ideale Wanderwetter und meine materiellen Möglichkeiten zu solchen Ausflügen als großes Geschenk, sondern vor allem die Gemeinschaft unter diesen sechs verlässlichen Männern, von denen jeder im Alltag in Familie, Beruf, Ehrenämtern und kleinen Aufmerksamkeiten seinen Mann steht. Wir sind viele. Und dieses Wissen macht mich stark. Danke, Männer. Bis nächstes Jahr.