Unsicherheit macht sich ob der neuen Rechtslage breit: Was geschieht jetzt mit den vielen (Kontakt-)Daten, die ich von Redakteuren und Publikationen habe? Weiter sammeln und aktualisieren oder löschen und wegwerfen? FOTO: FROMM

Eigentlich könnte ich meine Agentur schließen: Denn das Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) um Mitternacht hat in den vergangenen Wochen und Tagen nahezu mein gesamtes (berufliches) Umfeld in Panik versetzt. Wir bekamen DSGVO-konforme Verträge – teils 12-seitig – zum Unterschreiben vorgelegt, wobei mir die juristische Kompetenz fehlt, ob das so alles richtig und erforderlich ist.

Und zuletzt fast pausenlos bekam ich von Zeitschriften, Firmen oder Veranstaltern e-Mails mit dem Hinweis auf die DSGVO, wonach ich manchmal nichts tun musste, um „drin“ zu bleiben und manchmal sehr viel, um „nicht herauszufallen“. Einerseits scheint das eine günstige Gelegenheit, etliche digitale Post künftig nicht mehr zu bekommen; andererseits zeigt sich, wie unterschiedlich Absender offenbar die Verordnung (zu ihren Gunsten) auslegen.

Vielfach werde ich den Eindruck nicht los, dass es nicht um Rechtskonformität geht, sondern Absender damit ihre vermeintliche Gewissenhaftigkeit und Kundenorientierung unter Beweis stellen wollen. Und zwar proportional zu ihrer Geschäftstätigkeit. So „verkaufen“ mir insbesondere Marketing- und Vertriebsexperten ihren und meinen Aufwand als größtmöglichen Nutzen.

Was mich dabei stutzig macht: Hermann Scherer bspw. habe ich mal meine Visitenkarte gegeben, weil er darum bat (vermutlich auch, um mich abzuwimmeln). Wenig später bekam ich seinen Newsletter. Es ging also primär darum, Adressen zu sammeln. Das hat mich schon immer abgestoßen.

Wir sind aktuell auch bemüht, „alles“ richtig zu machen und Fragen von Kunden zur DSGVO-Konformität sachgerecht zu beantworten. Gewissenhaft waren wir aber schon immer, weil wir niemanden belästigen möchten. Und selbstverständlich haben auch wir als Kommunikationsagentur zehntausende Adressen von Redakteuren, Recherchepartnern und (ehemaligen) Kunden in der Datenbank.

Was ich z.B. nichtb zusammen bekomme: Einerseits soll ich (Steuer-)Unterlagen und e-Mails teils zehn Jahre aufheben, andererseits soll ich keine Daten sammeln. Ich kann nur hoffen, dass sich die Hysterie bald beruhigt und keine Abmahnvereine oder Widersacher sich auf vermeintliche Formfehler fokusieren. Was unsere (Geschäfts-)Welt m.E. braucht, ist mehr Vertrauen und weniger Mißtrauen.

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