Säckeweise liegen große und kleine Schnapsflaschen nach 2,5 Stunden Aufräumarbeit am Rems-Ufer in Schorndorf gegenüber von Einkaufsmärkten. Die Firmlinge und Ministranten von Heilig Geist sind irritiert, was sie hier alles im Gebüsch finden. Darunter auch eine Autobatterie und halb verrottete Geldbeutel samt ec-Karten und anderen verwitterten Dokumenten.
Erlebt haben das rund 20 junge Leute aus der Kirchengemeinde zusammen mit 50 weiteren Freiwilligen aus Jugendfeuerwehr und Bevölkerung. Denn die Stadtverwaltung hatte zur jährlichen Stadtputzete aufgerufen und ich hatte die Idee, mit meinen Firmlingen hier lehrreiche Erfahrungen zu machen und etwas Nützliches zu tun.
So war ich bspw. irritiert, wie wenige Bürger sich angesprochen fühlten, angesichts der Tatsache, dass im städtischen Amtsblatt und der Tageszeitung teils vierspaltige Artikel über die Aktion informierten. Aber als Gründungsmitglied von Geo-Cleaner halte ich mich schon lange nicht mehr mit Bewertungen auf, sondern bücke mich gemäß unserem Motto „one piece a day“ täglich (mindestens) einmal nach Weggeworfenem, das ich in einem nächstgelegen Mülleimer entsorge.
Vorigen Samstag war es pro Person ein großer, blauer Müllsack, den jeder mit Unrat und Wertstoffen zusammenbrachte. In 2,5 Stunden schafften wir zu fünft gerademal rund 300 Meter in der Länge und etwa zehn Meter in der Breite von der Böschung mit Gebüsch bis zum abfallenden Rems-Ufer. Teils war die Arbeit eklig und schweißtreibend.
Als Büroarbeiter ging sie mir zudem massiv auf den Rücken, so dass ich die ganze Woche Beschwerden hatte. Unbeschreiblich sind aber mein Glücksgefühl und meine Zufriedenheit über die Sauberkeit, die ich auf „meinem Abschnitt“ wieder herstellen konnte. Dabei bedauerte ich die Menschen, die so kaputt sein müssen, dass sie sich mit Alkohol wegbeamen müssen.
Und als ob niemand ihre Alkoholsucht sehen dürfe, schleudern sie danach ihre leeren Flaschen ins Gebüsch, damit sie „weg sind“, als ob die Sauferei dann „ungeschehen“ sei. Anonymes Trinken eben. Oder der Taschendiebstahl, der wie „nicht passiert“ sei, wenn dessen Überreste fast im Fluss landen. Und wie sehr muss man sich und das Leben hassen, wenn man versucht, von der Straße aus die zehn Meter bis zum Fluss eine Autobatterie durch das Gebüsch zu schleudern.
Ich liebe das Leben, das mich reich beschenkt. Deshalb kann ich von meiner Zeit etwas zum Aufräumen geben. Allein schon, um mich nicht ohnmächtig zu fühlen, ob all des (selbst gemachten) Elends in meiner nächsten Umgebung. Meinen Firmlingen und den Ministranten um Julia Schuck bin ich dankbar, dass sie mitgemacht haben. Allein hätte ich mich deutlich ohnmächtiger gefühlt. 2019 bin ich wieder dabei.