Mit „Heilung – Initiation ins Göttliche“ hat der mittlerweile pensionierte Gymnasiallehrer Peter Maier bereits 2014 ein Buch vorgelegt, das zwar Tendenzen in die Esoterik hat, das aber auch klassische Therapeuten, schulmedizinisch orientierte Ärzte und Suchende inspiriert. Vermutlich liegt dies an der niederbayerisch-katholischen Prägung des Autors, der zudem erfreulicherweise auch schreiben kann. So ist die Lektüre gut bekömmlich und bleibt mit 300 Seiten überschaubar, zumal das Buch logisch in sieben Kapitel strukturiert ist, die etwa körperliche, psychische oder systemische Heilung beleuchten.
Maier, der selbst mehrere Ausbildungen gemacht hat, etwa in TZI, Gruppendynamik oder zum Supervisor, und Selbsterfahrungen hat in Familienaufstellung, Männerarbeit oder Visionssuche, steigt mit eigenen Sportverletzungen am Knie ein und wie er vergebens Hilfe in der Schulmedizin suchte. Quasi austherapiert, ohne wirkliche Verbesserung, sei er immer offener geworden für alternative oder ganzheitliche Ansätze.
Spannend geschildert, beschreibt er, wie er immer tiefer in diese „Welt“ eindringt und schließlich auf drei Onkel stößt, die bis in die Nachkriegswirren der frühen 1920er Jahre bereits als Kleinstkinder umkamen und deren Tod nicht gewürdigt wurde. Kurz: Aus seinem Knie schrien diese Onkel um Hilfe, die er ihnen nun etwa mit Messen, die er für sie lesen lässt, oder Kerzen, die er auf deren Friedhöfen entzündet, gewährt. Die Folge: Binnen zweier Wochen verschwanden demnach seine Knieschmerzen.
Immer wieder holt der Autor den zweifelnden Leser ab, in dem er etwa von seinen eigenen Bedenken spricht, die er zuvor gehabt habe oder von seiner christlichen Sozialisation, in der Seelenwanderung als Humbug gilt, weil Christen an ihre Einmaligkeit glauben und an ihre ewige Rückkehr zu Gott nach ihrem Tod. Aber weshalb sollten die anderen großen Weltreligionen mit ihrer jahrtausendealten Tradition, nämlich Hinduismus und Buddhismus, falsch liegen mit ihrer Vorstellung von der Geistwelt? Geschickt stellt Maier die Bezüge zur katholischen Volksfrömmigkeit her, in der man für Verstorbene Messen lesen lässt, ihre Gedenktage feiert und Rituale kultiviert wie in fernöstlichen Religionen oder bei indigenen Völkern auch.
Initiation ist ihm dabei ein wichtiger Begriff, der gelungene Übergänge, etwa von der Kindheit ins Erwachsenen-Ich definiert. Viele dieser Übergänge, in der katholischen Kirche sind das Taufe, Erstkommunion oder Firmung, gelängen in modernen Gesellschaften aber nicht mehr, weshalb Menschen in Zwischenstadien und -welten stecken blieben, so seine Interpretation, die ich als erfahrener Gestalttherapeut und Diplom-Theologe unbedingt teile.
Etliche Geschichten von Menschen, die in seinem Buch ihre Heilung beschreiben, unterfüttern die Thesen des Autors, der diese zudem einordnet: Durch Aufstellungen, Erinnerungen, Nachfragen, Deutungen u.v.m. werden „in Wahrheit“ keine Wunder bewirkt, sondern Blockaden gelöst, neue Sichtweisen gewonnen und kommen Emotionen wie Trauer, Angst oder Wut ins Fließen. Damit dockt Maier wiederum an die Arbeit vieler Gestalt- und Psychotherapeuten an, die Missverständnisse im Gehirn oder Deformationen in den Verhaltensmustern auflösen.
Dabei betont Maier den Stellenwert von Spiritualität und Transzendenz, die seinem Buch letztlich den Namen geben: Initiation ins Göttliche. Denn in dieser Vertikalen sind Raum und Zeit aufgelöst, so dass Ereignisse aus der Vergangenheit wie Krieg, Verbrechen oder andere Tabus, die massiv auf der eigenen Herkunftsfamilie lasten, erkannt, angesehen, gewürdigt und letztlich geheilt werden können.
Für die Lektüre des Buches spricht auch, dass es handwerklich, abgesehen von wenigen methodischen Details, die vielerorts unsauber praktiziert werden, etwa bei biographischen Aufstellungen, solide ist und Anfängern gute Einblicke gewährt, etwa in das Modell der vier Archetypen nach C.G. Jung, das sich mit den Himmelsrichtungen verbinden lässt und darüber wieder Bezüge zu schamanischen Traditionen und Heilerwissen herstellt, die mit der Dominanz des Christentum und der Aufklärung massiv verdrängt wurden durch messbare Fakten, wofür klassischerweise die Schulmedizin steht, die eher punktuell reparieren und Funktionieren herstellen will statt Vielfalt und Komplexität zu würdigen – und zu heilen.
„Heilung – Initiation ins Göttliche“ von Peter Maier liegt in 2. Auflage vor, kostet 18,99 Euro und ist im Eigenverlag mit der ISBN 978-3-95645-313-7 (Epubli Berlin) erschienen. Als eBook kostet es 11,99 Euro.