China hilft Rußland: Diese Drohkulisse ist ärgerlich, macht mir aber keine Angst.

Als jemand, der bis zu seinem 26. Lebensjahr die von den Sowjets gestützte DDR und damit den „gelebten Sozialismus“ von innen heraus als regelmäßiger Besucher kennengelernt hat, kotzt mich diese kommunistische Verlogenheit noch heute an. Die drei jüngeren Brüder meines Vaters mussten in dieser Diktatur und Mangelwirtschaft, die nicht nur die Menschen, sondern auch die Natur kaputt machte, Jahrzehnte lang ausharren. Die Wende war ein Segen, auch wenn dies Wladimir Putin als KGB-Agent in Dresden anders erlebt haben mag.

Diese Wut auf dieses Unterdrückersystem steckt mir noch heute tief in den Knochen und ist jederzeit re-aktivierbar. So etwa, als Rußland 2014 die Krim besetzte – und der Westen, „mein“ Westen, nur halbherzig reagierte, um seinen Wohlstand durch globalen Handel und billige Energie aus Sibirien und aus dem Kaukasus nicht zu gefährden. Opportunistisch und feige fand ich das damals. Dass dies zugleich den Aggressor Putin ermunterte, weiterzumachen, hätte man wissen können. So hatte auch Adolf Hitler schon 1937/38 fremde Regionen „heim ins Reich“ geholt – und die kriegsmüden Engländer und Franzosen duldeten es.

Umso klarer war für mich, als Putins Armee und Söldner am 24. Februar 2022 die Ukraine angriffen, dass nun „Schluss mit lustig“ sei und erbittert und wirklich um jeden Preis Widerstand geleistet werden muss. Von der gesamten „freien Welt“ und mit wirklich allen Mitteln, wenn es erforderlich würde. Und es wurde erforderlich, weil die ukrainische Elite nicht aus dem Land floh, sondern sich um seinen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj scharte, der im Kampfpullover bereits in der ersten Nacht die Videobotschaft seiner Standhaftigkeit und Beharrlichkeit in die Welt streamte.

Das hatte Größe und war eine klare Botschaft, dass Freiheit stärker ist als Willkür, dass Mut wichtiger ist als Kalkül u.v.m. Nach langer Zeit war ich endlich wieder stolz auf die westliche Welt und unsere Werte, weil es offenbar um Freiheit ging und endlich mal nicht um Business und Eigennutz. Dazu passte Tage später die Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag und seine Zusage, die Ukraine zu unterstützen und die Bundeswehr mit 100 zusätzlichen Milliarden Euro und einem dauerhaft höheren Wehretat zu ertüchtigen.

Als diese Woche US-Präsident Joe Biden Kiew besuchte und dem ukrainischen Volk seine Referenz erwies, war ich wieder stolz, Teil der westlichen Welt zu sein, die ich sehr lange für dekadent und verweichlicht hielt, nicht fähig, Haltung und Charakter zu beweisen. Ja, ich bin da bei Agnes Strack-Zimmermann (FDP) oder Anton Hofreiter (Grüne), denen es seit einem Jahr nicht schnell genug geht, immer schlagkräftigere und auch offensivere Waffen an die Ukraine zu liefern, um diesem bedrängten Volk Mut zu machen und Putin und dessen unterdrücktem Volk unmissverständlich klar zu machen: Diesen Krieg werdet ihr nicht gewinnen. Putscht lieber gegen euren Diktator.

Und das ist keine Floskel aus meinem beheizten Büro in Schorndorf, sondern mein klares Bekenntnis: Ich fürchte auch meinen eigenen Tod nicht, wenn es der Freiheit dient. In einer Willkürdiktatur, wie sie Putin in seinem Land praktiziert, würde ich niemals leben wollen, weil es kein Leben wäre, sondern ein Siechen und Vegetieren. Immer Fresse halten, belogen und bedroht werden, Unrecht dulden u.v.m. Nein, meine Gedanken und Worte sind frei. Und die aller anderen auch, selbst wenn es sich dabei oft um dummes Geschwätz und Blödsinn handelt, weil der andere seine Freiheit nicht hinreichend nutzt, sich zu bilden.

Und deshalb ist mir auch scheiß egal, wenn sich die chinesische Diktatur nun leise an die Seite des russischen Kommunismus schleicht. Ohnehin ist, was beide Länder praktizieren, eine Beleidigung für Karl Marx, unseren Deutschen, der einen wichtigen Beitrag geleistet hatte, die toxischen Zusammenhänge des Kapitalismus zu durchdringen. Die würdige Antwort lautet aber nicht Unterdrückung und Privilegierung der Bonzen, sondern soziale Marktwirtschaft für alle.

Und dass unser (Wirtschafts-)System überlegen ist, sieht man schon am Leopard 2 und vielen anderen Technikgütern. Das Problem ist primär, dass in unserem westlichen System nicht mehr die Politik den Primat hat – wie in den Diktaturen – sondern das Kapital. Aber diese Schräglage nehme ich in Kauf und arbeite an deren Veränderung im Rahmen des demokratischen Meinungsbildungsprozesses, Stichwort Besteuerung der Reichen.

Sollen doch die Chinesen an der Seite Rußlands untergehen. Jetzt ist die Zeit, dass sich Länder wie Brasilien, Indien, die Türkei und dutzende Staaten in Afrika entscheiden, wo sie auf Dauer stehen wollen. Ich bin guter Dinge, dass das im Kern ein Klärungsprozess ist. Und im Letzten, das soll Putin wissen, ändert auch ein angedrohter Atomschlag nichts an meiner Haltung. Denn Freiheit ist wichtiger als Vegetieren (und große Teile der Welt leben längst im Elend). Dieser Primat hat etwas mit Würde zu tun. Und ökologisch zerstören und zerlegen wir uns ohnehin längst. Da käme es auf ein paar Jahrzehnte hin oder her auch nicht mehr an. Haltung ist das entscheidende Prinzip.

2 Comments

  1. Ralf Hokenmaier

    Leo…ist ja ganz nett, aber du hast einfach schlecht recherchiert. Dr Leo ist ein schwaches Kätzchen, nicht mehr und nicht weniger. Die Militärs schenken den doch nicht umsonst, weder in der Wüste noch im Matsch ist dieser Panzer konkurrenzfähig.
    Und ja, geh doch einfach ganz nach vorne an die Front, dann kannst zeigen was in dir steckt. Ich find Krieg scheiße und mit Waffengewalt zu antworten ist primitiv, vor allem wenn ich alle Vorgeschichten ausblende. Manchmal frag ich mich, ob du die Hintergründe einfach nur ausblendest. Daniele Ganser wäre mal ne Adresse um die Hintergründe historisch betrachtet aufzunehmen.

    Liebe Grüße
    Ralf

    1. Lieber Ralf, bei der Waffentechnik verlasse ich mich primär auf die Lektüre von „Süddeutsche“ und „Spiegel“.
      Krieg finde ich auch das Allerletzzte, zumal die Spätfolgen psychologisch noch Jahrzehnte wirken. Aber bei Putin wirst Du mit Quatschen und Verhandeln nicht weiterkommen. Und mangels Russischkentnissen wäre ich an der Front vermutlich eher eine Last. Als Steuerzahler kann ich hier mehr beitragen. Und welche „Hintergründe“ Du meinst, ist leider zu vage. Sehr wohl weiß ich, dass die Krim 200 Jahre zu Russland gehörte und geostrategisch wichtig war, weil dies der einzige Zugang Russlands zum Meer war, der ganzjährig schiffbar war. 1954 kam die Krim zur Ukraine, weil ja alles UdSSR war und somit geographische Zugehörigkeiten irrelevant schienen (Diktatur herrschte ja überall). Gruß, leo

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