Lesenswertes Kompendium zu einem sensiblen Thema. FOTOS: FROMM

„Mit Kindern gemeinsam trauern“ heißt das Fachbuch, das die Schorndorfer Erzieherin und zertifizierte Trauerbegleiterin (BVT) Gabriele Schmidt-Klering vorgelegt hat. Praxis- und handlungsorientiert kommt das Kompendium aus dem Ernst Reinhardt-Verlag mit Beispielen, Tipps und Checklisten daher, die Eltern, Verwandten, Erziehern, Lehrern oder Gruppenleitern Sicherheit im Umgang mit Todesfällen vermitteln.

Systematisch spielt Schmidt-Klering vom plötzlichen Unfalltod des Vaters über das lange Leiden der Mutter oder des Geschwisters bis zum Suizid der Erzieherin nicht nur alle Varianten durch, sondern auch die Perspektiven aller Beteiligter. So birgt das 140 Seiten umfassende Werk für 14,90 Euro eine Dramaturgie, ausgehend von der höchsten Wahrscheinlichkeit, dass Alte und Kranke sterben.

Eine Fülle von Ideen, Methoden und Assoziationen bietet Schmidt-Klering ihren Lesern, um nicht sprachlos zu bleiben und altersgerecht den Tod ins Leben zu holen: Ob es Bilder aus der Natur sind von Wachsen und Vergehen, die dem Kind vertraut sind; der Verlust eines Spielzeugs, den ein Kind aus eigener Erfahrung kennt oder der Tod eines Haustiers. Einfühlsam nimmt die Autorin damit dem Tod seinen Horror und erweitert mit ihren Anregungen und Sensibilisierungen die Erfahrungswelt aller Beteiligten um eine Wahrheit, die ebenso sicher zum Leben gehört.

Didaktisch gut aufgebaut: Impulse, Checklisten und Beispiele.

Dabei lernt der Leser vor allem eines: Immer echt bleiben und die Wahrheit sagen. Denn gut gemeinte Umschreibungen können das Kind viel mehr verunsichern und irritieren als die empathische Konfrontation mit den Fakten, dass nämlich unwiederbringbar weg ist, wer tot ist. Umso mehr lädt die Sozialfachwirtin, die das Trauer-Institut Kelebek leitet, ihre Leser ein, mit Kindern auch über das Jenseits zu sprechen und wie sich das jeder so vorstellt.

Wichtig sind ihr Hinweise, dass Kinder auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen noch fröhlich sein dürfen und sollen: Weil das Leben weitergeht und neues Schönes bringt, aber auch, weil viel Schönes mit der Erinnerung an den Toten verbunden ist. Das kann in Trauer-Bildern zum Ausdruck kommen, die das Kind in bunten Farben malt, oder in Gesprächen, in denen der Verstorbene präsent bleibt.

Schmidt-Klering lehrt mit „Mit Kindern gemeinsam trauern“, dass es kein richtig oder falsch gibt, sondern nur ein echt oder unecht. Damit hat jeder Betroffene den Kompass in der Hand. Virtuos wird die Autorin, wenn sie am Ende beschreibt, wie sie in ihrem Trauer-Institut mit betroffenen Kindern und Eltern einen Holzsarg bemalt, wodurch das Fremde und Gefährliche seine Bedrohlichkeit verliert – und vertraut wird. Ein starkes Kompendium, extrahiert aus viel Kompetenz und gelebter Erfahrung.

1 Comment

  1. Ich denke auch, dass die Wahrheit für die Kinder das Beste ist. Wir möchten unsere Kinder einbinden, wenn es um die Trauerfeier für ihre Großmutter geht. Sie sollen z. B. den Sarg bemalen, wenn sie möchten. Wir suchen gerade ein Bestattungsunternehmen für die Feuerbestattung.

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