Kurz vor Demo-Beginn am Samstag in Schorndorf: Der Untere Marktplatz füllt sich. FOTOS: FROMM

Gut 1500 Bürger sind am Samstag in Schorndorf um 10 Uhr auf den Unteren Marktplatz gekommen, um gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus zu demonstrieren. Initiiert hatte die Kundgebung der Schorndorfer Immobilienmakler und Bauträger Marcus Seibold. Knapp zehn Redner, darunter Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) und junge Flüchtlinge, die aus ihren Biographien erzählten, kamen in den knapp 90 friedlichen Minuten zu Wort.

Vertreter aus Politik, Kirchen, heimischer Wirtschaft, Gewerkschaften und Vereinen füllten den Platz und führten teils phantasievoll gestaltete Transparente mit sich oder schwenkten Fahnen ihrer Organisationen. Sie alle wollten zeigen, dass sie ein offenes Herz für Migranten haben und ihnen Menschen jeder Ethnie willkommen sind, die sich in unsere Gesellschaft integrieren.

Der Blick auf den bunten Marktplatz mit seinen solidarischen Besuchern bot ein schönes Bild, zumal ich etliche Bekannte traf. Auch waren viele junge Familien mit ihren Kindern gekommen sowie Migranten, die teils seit vielen Jahrzehnten in der Stadt und in Deutschland leben. Für mich persönlich wäre die Demo aber gar nicht erforderlich gewesen, weil hier m.E. Selbstverständlichkeiten manifestiert wurden.

Viel wichtiger ist mir die Haltung jedes Einzelnen, der am Samstag bei #aufstehen war, dass er seine Überzeugungen einer toleraten, offenen Gesellschaft im Alltag zeigt und lebt und im Einzelfall noch eine Schippe drauflegt: Das kann Freizeit sein, die er mit Migranten verbringt; ein Zimmer, das er an einen Flüchtling vermietet; oder das engagierte Eintreten in einer Debatte im Bekanntenkreis, in der über „die Ausländer“ geurteilt wird oder die Kanzlerin und was sie angeblich im August 2015 alles falsch gemacht hat.

Ich bin stolz, dass unsere Kanzlerin seinerzeit – politisch ganz unorthodox und juristisch höchst umstritten – Barmherzigkeit bewiesen hat und den zigtausenden Flüchtlingen an der österreichischen Grenze den Zutritt erlaubt hat. Denn zum einen ernten wir hier, was wir mit Imperialismus und Kapitalismus über Jahrhunderte gesät haben. Zum anderen hat Angela Merkel damit beigetragen, den Balkan nicht erneut zu destabilisieren, der erst 20 Jahre zuvor einen katastrophalen Bürgerkrieg erlebt hatte – und gleichfalls hunderttausende in die Flucht getrieben hatte.

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