Eine sechsköpfige Delegation anglikanischer Christen aus Kitale, einer 40.000-Einwohner-Stadt in Kenia, ist noch bis morgen zu Gast in Schorndorf. Seit zwei Jahren pflegt die evangelische Stadtkirchengemeinde mit der Pfarrei St. Luke eine Partnerschaft. Am Donnerstag stellten die Mitglieder der Gemeindeleitung sich und ihre Arbeit dort in der Sozial-, Frauen-, Männer-, Jugendarbeit und Seelsorge vor.
2500 Straßenkinder leben in der agrarisch von Maisanbau geprägten Stadt. Beklemmend schilderte Schatzmeister Barnabas die Auswirkungen des Klimawandels. Seit drei Jahren bleibe der Regen aus, weshalb die Erträge kümmerlich seien, das Vieh stirbt und viele Menschen hungerten. Entsprechend wichtig sind öffentliche Speisungen, die die Kirchengemeinde organisiert. Aktuell baut die Gemeinde für und mit ihren 600 Gläubigen eine Kathedrale, die 2500 Menschen fasst. Denn nicht nur die Bevölkerung wächst exorbitant, auch der Zuspruch zum christlichen Glauben sei groß.
Am Sonntag gestalteten die sechs Kenianer den Gottesdienst mit und spontan fragte ich anschließend John Odhiambo, der in St. Luke die Männerarbeit organisiert, ob er mich am Nachmittag besuchen wolle, da ich auch Männerarbeit innerhalb der Kirche und in dem internationalen Männernetzwerk MKP mache, das in Afrika bislang nur in Südafrika vertreten ist. Spontan sagte der Anglikaner, der in seiner Heimat auch selbstständig ist, zu.
Mit Gerd Sander kam ein Mann aus der Gemeinde mit und aus meinem Freundeskreis waren mein MKP-Bruder Michael Sudahl und mein Göppinger Freund Jörg Hommel dabei, der unsere Männerarbeit kennt. Im Quintett tauschten wir uns aus, welche Sorgen Männer in Kenia und welche Männer in Deutschland umtreiben und wir stellten fest, dass es hier viele Überschneidungen gibt. So sind Männer offenbar weltweit sehr stolz und reden nur ungern über ihre Gefühle.
Ansatzweise habe ich John erzählt, wie ich auch als Gestalttherapeut mit Männern arbeite und dass hinter Gefühlen wie Hass geradezu immer tiefe Verletzungen liegen, die es zu erkennen, auszusprechen und zu heilen gilt. Denn versöhnte Männer, wir nennen es integriert, sind liebevolle Männer, die in Frieden mit sich leben und Frieden in die Welt bringen. Für Hass ist dann keine Notwendigkeit mehr und starke Gefühle wie Zorn und Wut werden für positive Veränderungen freigesetzt. Deshalb ist solche Männerarbeit im Kern eine spirituelle Aufgabe, die ideal zu kirchlichen Strukturen passt.