Zum zweiten Mal habe ich in unserer Kirchengemeinde eine Firmgruppe übernommen. Mein Grund: Ich profitiere sehr von meinem Glauben an den liebenden, allmächtigen Gott. Dieses Geschenk möchte ich weitergeben. Vermutlich geht sonst nicht mein Wunsch in Erfüllung, dass bei meiner Beerdigung 200 Menschen aus voller Kehle „Großer Gott wir loben Dich“ singen.
Interessant finde ich, dass sich viele Mitbürger über die „Islamisierung“ unseres Landes empören – die Gottesdienste in unseren Kirchen aber von immer weniger Menschen besucht werden. Ich begrüße es, wenn Menschen religiös sind. Denn gläubige Menschen tragen dazu bei, dass mehr Liebe in unsere Welt kommt. Spirituelle Menschen sind auch gefestigt in ihrem Weltbild und weniger anfällig für Ideologien, Rassismus und andere Propaganda.
Ich bin jedes Jahr beeindruckt, mit welcher Offenheit und Ernsthaftigkeit junge Menschen meinen Firmunterricht besuchen. Zugleich behalte ich durch diese Begegnungen Anschluß an die junge Generation. So empört mich, welch breiten Raum in deren Leben die Schule und deren Bewertungssystem einnimmt. Oft sind die Jugendlichen seit 7 Uhr ununterbrochen auf den Beinen, bis sie um 18 Uhr meine Firmstunde besuchen.
Dabei vermeide ich alles, was an Religionsunterricht erinnern könnte. Denn beim Glauben geht es viel weniger um Wissen (das auch), sondern um Erfahrungen. So frage ich, welche Erfahrungen die Jugendlichen mit Gott, Glaube, Kirche bereits gemacht haben; erzähle ihnen aus meinem (Glaubens-)Leben; übe mit ihnen Achtsamkeit und Selbstwert oder sammle Müll entlang der Rems.
Denn als Ebenbilder Gottes, so unser christlicher Glaube, ist egal, ob sie in der Schule gute Noten schreiben; dick oder dünn sind; selbstbewusst oder schüchtern. Ihren Wert und ihre Würde besitzen sie allein durch ihre Existenz aus sich selbst heraus. Deshalb sind sie schön. Sie sind und bleiben Gottes Kinder, egal, was passiert und was sie tun. Wie ich auch. Das ist die Verheißung (der Firmung).