Im Mittelpunkt eines Männer-Workshops zum Thema „Totales Scheitern“, den ich seit 2020 jährlich anbiete und der nun dieses Wochenende wieder stattgefunden hat, stand dieses Mal eine Ikone, die ein ukrainischer Künstler während des russischen Angriffskriegs auf seine Heimat 2023 auf den Deckel einer Munitionskiste geschrieben hatte. Da ich nicht nur Gestalttherapeut und Männer-Coach bin, sondern auch katholischer Theologe, und das Seminar in einem kirchlichen Bildungshaus stattfand, teilte ich schon freitags zum Auftakt mit den zwölf Teilnehmern, dass für mich nichts besser den vermeintlichen Widerspruch zwischen Zerstörung und Erlösung widerspiegelt als diese sakrale Kunst.
In einer Andacht zum Abschluss der beiden intensiven Tage, in denen die Männer Zugang zu ihrem Schmerz und viel Raum für ihre Trauer, aber auch neue Hoffnung bekamen, lag die Ikone in der Mitte des Stuhlkreises im Bildungshaus Kloster Schöntal in Württemberg. Die Männer konnten frei ihre Assoziationen dazu teilen, dass etwa auch aus dem römischen Christenhasser Saulus der Theologe Paulus wurde. Oder dass die Männer ihre destruktive Wut oder Trauer in produktive Ressourcen transformieren können, mit denen sie ihr Leben künftig achtsam und liebevoll gestalten.
Was die Männer in diesen 44 Stunden lernten: Dass ihr vermeintliches Scheitern in Wahrheit eine Erfahrung war und ist, die sie reifer und sensibler macht für das Leben. Und, dass sie dabei in „guter Gesellschaft“ sind, wie der Austausch in der Gruppe zeigte, aber auch meine Impulse, ist doch selbst die Bibel voller vermeintlich Gescheiterter – bis hin zum Kreuzestod Jesu. Geradezu heilsam für die Männer an diesen Formaten ist, dass dies „sichere Räume“ sind, in denen sie sich in ihrer Verletztheit zeigen können und in denen sie eine Gemeinschaft und Verbundenheit mit anderen leben und spüren, die vor allem Männer, die erstmals ein solches Wochenende bei mir erleben, nie für möglich gehalten hätten. Voranmeldungen für das Seminar für 2025 nehme ich unter fromm@der-lebensberater.net gerne schon entgegen, zumal bereits Anfragen vorliegen.