

Vermutlich ist es kein Zufall, dass Nicole Luzar Biologie studiert hat, staatlich geprüfte Übersetzerin für Englisch-Deutsch ist und fünf Sprachen nahezu fließend spricht. Seit 2020 ist die 55-Jährige Online-Coach für Pferdehalterinnen, die dabei sehr viel über sich selbst und Führung erfahren. „Schluss mit der Tierarzt-Odyssee“ lautet ein Claim auf der Homepage der Trainerin.
In ihren digitalen Sessions spiegelt Luzar ihren mittlerweile mehr als 550 Teilnehmerinnen die Perspektive ihrer Huftiere und sagt: „Wenn Du Dein Pferd verstehst und selbst entspannt bist, könnt ihr miteinander viel Freude haben.“ Auch profitierten die Klienten, zu 98 Prozent Frauen, im beruflichen und privaten Bereich von den Erfahrungen, die sie in diesen Sessions und mit ihren Pferden machen.
Das Coaching, das vier Monate lang den Zugriff auf eine Online-Plattform erlaubt, beinhaltet sechs Stunden Theorie, die die Reiterinnen im Schnitt zehn Stunden in dieser Zeit durcharbeiten. Das Gros sind 32 je einstündige Calls, also zwei pro Woche, an denen zwölf bis 32 Kundinnen teilnehmen und ihre Fragen, Wahrnehmungen und Gefühle einbringen. Diese Sessions werden aufgezeichnet und stehen den Pferdeliebhaberinnen zum Nacharbeiten zur Verfügung. So lernen sie etwa den Zusammenhang, dass das Pferd dann im freien Feld verängstigt ist, wenn dessen Reiterin es ist.
Zwei Einzelcoachings und eine sogenannte Energie-Behandlung sind in der Lizenzgebühr inbegriffen, die regulär bei 5000 Euro liegt. Luzar, die seit 2016 der Liebe wegen in Südfrankreich lebt, erreicht ihre Kundinnen über Aktivitäten auf Instagram, Facebook, Youtube, als Referentin bei Online-Kongressen oder interviewte Expertin in Podcasts sowie über Empfehlung.
„Im Schnitt sind meine Teilnehmerinnen 35 bis 55 Jahre alt, leben auf dem stadtnahen Land und gehören keiner spezifischen sozialen Gruppe an,“ skizziert Luzar ihre Klientel. Letztlich bräuchte sie nicht mal das Spezifikum Pferd, weil es im Kern um die Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung jeder einzelnen Frau geht. Allerdings habe sich herausgestellt, dass die Fokussierung auf Reiterinnen im Marketing und in der Zielgruppenansprache günstig sei.
Die Diplom-Biologin, die in Gießen an der Liebigschule 1989 Abitur gemacht und in der Stadt zusätzlich Psychologie und Pädagogik auf Lehramt studiert hat, war schon immer eine gute Zuhörerin, die durch präzise Nachfragen beeindruckte. „Über meine Nickel-Allergie, die sich als Allergie gegen Geld entpuppte, bin ich zur Energiearbeit gekommen,“ sagt die Pferdedolmetscherin. So half sie – eher durch Zufall und unter dem Eindruck ihrer Energiearbeit – einer Freundin bei deren Problemen im Umgang mit ihrem Pferd. Das war die Initialzündung für das Coaching, das die gebürtige Essenerin heute mit zehn freien Mitarbeiterinnen anbietet.
Neben Studium und einer systemischen Ausbildung kam Luzar auch zum alternativmedizinischen Reiki, also dem Hände-auflegen; zur chinesischen Quantenmethode, die unterbewusste Entscheidungen identifiziert; und zum Emotionscode, der für krankmachende Gefühle sensibilisiert. Aus all diesen Techniken entstand die von Luzar entwickelte FTA-Methode: Mittels Muskeltests, dem sogenannten Biofeedback, werden die tieferen Ursachen eines Problems ermittelt, Blockaden im Körper lokalisiert und die zielführendsten Lösungswege identifiziert, die von A wie Abgrenzung bis Z wie Zufriedenheit reichen und das komplette Spektrum der Persönlichkeitsentwicklung umfassen.
„Das Coaching geht mir leicht von der Hand,“ sagt die Fachfrau, „die technischen Sachen im Online-Coaching und im Social Media-Marketing sind da deutlich größere Herausforderungen für mich.“ Für Letzteres habe sie Unterstützung von Mitarbeitern und ihrem Partner. Interessenten durchlaufen ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren, bei dem bspw. psychisch Kranke abgelehnt werden. Das Erstgespräch erfolgt am Telefon, das Zweitgespräch per Zoom. Dabei werden Gründe und Motive für das Coaching hinterfragt sowie die Motivation. Das sind Fragen wie „Hast Du die Zeit für diese innere Arbeit?“ oder „Willst Du Dich wirklich verändern?“
Luzar: „Wer die Ursache für die Störung beim Reiten nur beim vermeintlich schwierigen Pferd sieht, lernt bei uns, auch seine eigenen Anteile zu sehen, die ihm sein Vierbeiner spiegelt.“ Dafür sei ihr Sprachbewußtsein sehr hilfreich und die Fähigkeit, genau zuzuhören. Denn „jede Antwort ist nur so gut wie die Frage, die zuvor gestellt wurde.“ Zudem hat die Wahl-Französin mit 11.000 Stunden Coaching mittlerweile extrem viel Erfahrung, um den Reiterinnen die Sicht ihrer Pferde zu spiegeln, die klare Ansagen brauchen in Wort und Tat und jede Unsicherheit spüren.