Herzlich und informativ: Der Empfang der Waiblinger Ahmadiyya-Gemeinde. FOTOS: FROMM

Die Waiblinger Ahmadiyya-Gemeinde zählt aktuell rund 400 Mitglieder im Rems-Murr-Kreis und ist vor allem vor allem für ihre Putzaktionen an Neujahr in Waiblingen, Backnang, Schorndorf und Winnenden bekannt. Seaad Gessler (Foto), Vize-Bundesvorsitzender aus Frankfurt, der aus Fellbach stammt, 1993 der Glaubensgemeinschaft beigetreten war und die Moschee in Waiblingen damals direkt am Bahnhof neben Parkhaus und Stihl-Werk geplant hat, wohnte dem Empfang am Dienstag um 18 Uhr bei.

Demnach hat Ahmadiyya in Deutschland aktuell 80 Moscheen, 250 Gemeinden und 60.000 Gläubige. Die Wurzeln der muslimischen Glaubensgemeinschaft liegen in den 1880er-Jahren in Indien und sie gilt als sehr liberal. 1924 gründete die Gemeinschaft ihre erste Moschee in Deutschland in Berlin. Wie in Waiblingen organisieren die Mitglieder den interreligiösen Dialog, besuchen die Synagoge in Stuttgart, organisieren jährlich eine DRK-Blutspendeaktion in der Moschee und besuchen mit ihren Kindern Seniorenheime.

Ahmadiyya hat Mirza Ghulam Ahmad in den 1880er Jahren in Britisch-Indien gegründet. Ab 1889 leisteten ihm Anhänger den Treueid und ließen sich 1901 unter dem Namen Ahmadiyya Musalmans in die offiziellen Zensuslisten der britisch-indischen Verwaltung eintragen. Die sich als Reformbewegung des Islams verstehende Religionsgemeinschaft hält an den islamischen Rechtsquellen – Koran, Sunna und Hadith – fest, wobei zusätzlich die Schriften und Offenbarungen von Mirza Ghulam Ahmad eine erhebliche Bedeutung haben.

Die Gemeinde sieht sich dem Islam zugehörig. Vonseiten der meisten anderen Muslime wird die Ahmadiyya-Lehre dagegen laut Wikipedia als Häresie betrachtet und abgelehnt. In islamischen Ländern werden die religiösen Gemeinden und deren Aktivitäten entsprechend bekämpft, was zu Beschränkungen und Verfolgung in diesen Ländern führte, vor allem in Pakistan. Entsprechend viele Waiblinger Mitglieder haben ethnische Wurzeln in diesen Ländern.

Die Bundestagskandidaten von CDU, SPD, FDP und Grünen sowie Bürgermeister einiger Kreisgemeinden waren Ehrengäste beim Empfang und würdigten in ihren Grußworten den Integrations- und Dialogwillen der Ahmadiyya-Gläubigen. Auf ein gemeinsames Beten in Stille folgte ein gemeinsames Abendessen mit vielen Gesprächen. Ich nahm teil, um die muslimischen Männer für meine Stuhlkreise zu interessieren, die ich für Männer und gemischte Gruppen in Schorndorf anbiete, und um als praktizierender Katholik und Diplom-Theologe den interreligiösen Dialog zu finden.

Beeindruckt war ich von der Herzlichkeit und Freundlichkeit unserer Gastgeber, die uns auch noch durch eine Ausstellung im Gebäude führten, in der die Geschichte des Islam und ihrer Glaubensgemeinschaft auf Schautafeln dokumentiert ist. Dabei vielen mir die vielen Parallelitäten zum christlichen Glaubensleben auf, etwa die Selbsterforschung, das Fasten oder die fünf täglichen Gebetszeiten, die auch Benediktiner und andere kontemplative Ordensgemeinschaften im Katholizismus praktizieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert