Medienhype um geerbte Millionen hoffentlich damit zu Ende.

Abgesehen davon, dass 25 Millionen Euro angesichts von mehr als zwei Billionen Euro deutscher Staatsschulden und mehr als 2000 Milliardären in unserer Republik keinen nennenswerten Betrag darstellen, nervt mich auch das Medienecho auf die BASF-Erbin Marlene Engelhorn. Über sie habe ich vor Jahren lobend in diesem Blog geschrieben, weil sie eine Initiative mitbegründet hatte, die Vermögende deutlich höher besteuern will („Tax me now“) und den Fokus auf passive Einkünfte lenkte, durch die die soziale Schere immer weiter auseinandergeht.

Danach ist mir die mittlerweile 32-Jährige seit Anfang 2023 mehrfach in den Medien begegnet, weil die Österreicherin öffentlich darüber nachdachte, wie sie 90 Prozent ihres geerbten Vermögens, besagte 25 Millionen Euro, möglichst demokratisch unter die Leute bringe. Schon damals dachte ich mir: „Mädchen, blas‘ Dich nicht so auf und überschreibe Deinen Besitz dem österreichischen Staat bzw. dessen Finanzminster. Den Rest regelt dann das demokratisch gewählte Parlament.“

Stattdessen rief sie medienwirksam Republik-weit dazu auf, sich für einen Bürgerrat zu bewerben, in den dann 50 Bewerber nominiert werden, wobei mir dessen Auswahlverfahren nicht mehr präsent ist. Ob dies per Los geschah oder wiederum sdelektiert durch sie oder eine Jury. Jedenfalls bewarben sich wohl rund 1000 Leute und in einem Radiobeitrag hörte ich wiederum ihre gescheite Antwort auf die unterhaltsame Frage, wenn jemand im Bürgerrat anrege, bspw. ihm selbst eine Million Euro davon zu überweisen. Ja, alles sehr unterhaltsam – und aufgeblasen.

In der Sendezeit hätte man auch die Steuerpolitik diskutieren können oder Tipps zum Vermögensaufbau geben können, damit das ema „Geld“ bzw. „Vermögen“ oder“Ungleichheit“ irgendeine nachhaltige Relevanz hätte. Immerhin habe ich gestern in den Nachrichten gehört und heute in der Zeitung gelesen: 50 Bürger aus dem Gremium haben nun 77 Organisationen begünstigt, von dem Erbe etwas abzubekommen. Hoffentlich kehrt damit nun endlich Ruhe ein rund um Marlene Engelhorn, ihr Geltungsbedürfnis und ihre Naivität.

Machte sich mit ihrem BASF-Erbe wichtig: Die Österreicherin Marlene Engelhorn.

Wie die Parlamente auch, hat der Bürgerrat gleichsam mit der Gießkanne überall hin ein paar hunderttausend Euro „vertröpfelt“, die nun auf dem legendären „heißen Stein“ verdampfen. Hätte sie das Erbe einem Profi anvertraut (oder einer Stiftung zugespendet), die daraus dauerhaft Erträge erwirtschaftet, hätte sie etwas Bleibendes geschaffen. Oder: Sie hätte das – im globalen Kapitalmaßstab geradezu – lächerliche Erbe behalten oder einem Vermögensverwalter anvertraut, der das Kapital bis 2030 verdoppelt oder die Erträge jährlich gespendet hätte, so wäre die BASF-Erbin auf Dauer interessant geblieben als Talkshow-Gast und Zeitungsheadline, um gelegentlich als Kapitalismuskritikerin gehört zu werden. Wieder eine verpasste Chance, weil das vermeintlich böse Geld in die falschen Hände kam. Nun hat sie es immerhin weitergereicht. Und was ist mit den verbleibenden zehn Prozent? Wenn schon, dann bitte richtig!

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