Unter dem Motto „ich bin….wir sind“ findet vom 8.-12. Mai 2024 das 42. Bundesweite Männertreffen in Duderstadt statt. Gestern ging das 41. Treffen in der Jugendherberge Helmarshausen bei Kassel mit 135 Teilnehmern, darunter 15 Kinder, zu Ende. 2024 würde ich gerne mit zehn Männern aus meinem Netzwerk, z.B. den Väter-Gruppen in Schorndorf und Beutelsbach, und gerne auch deren Kindern dort wieder dabei sein. Für die Betreuung der Kinder ist übrigens gesorgt.
Der Reiz des Männertreffens liegt in dessen basisdemokratischer und non-kommerzieller Organisation. So fanden sich am Samstag im Plenum neun Teilnehmer, die ab sofort das Treffen 2025 vorbereiten und dafür vermutlich als erstes eine Location finden müssen, die sich eignet (z.B. viele Gruppen-, Seminarräume), zentral gelegen ist (bundesweite Erreichbarkeit) und bezahlbar ist. So kostet das Treffen 2024, dessen Orga-Team sich 2022 fand, inklusive Verpflegung und Übernachtung 333 Euro und kann auf Antrag noch reduziert werden.
Herzstücke des Männertreffens sind die täglichen Plenen nach Frühstück und Abendessen, in denen Männer „vor versammelter Mannschaft“ ihre Befindlichkeit, also ihre Gefühle, mitteilen. Wer das nicht schon miterlebt hat, kann sich das kaum vorstellen: Diese heilende Kraft des Offenbarens für Sprecher und Zuhörer. Oft ermöglichen Vorredner, dass Männer intuitiv ans Mikrophon gehen, die sich dies Minuten zuvor noch nicht hätten vorstellen können. So findet Wachstum statt.
Das jeweilige Orga-Team stellt sicher, dass nicht nur das Plenum im geschützten Raum stattfindet, sondern die gesamten fünf Tage. Dafür braucht es nicht nur Regeln, sondern auch deren Einhaltung. So hat jedes Plenum einen „Achtsamkeitswächter“, der jederzeit, wenn er Unruhe im Saal wahrnimmt, einen Gong schlägt. Dann schweigen sofort alle für 60 Sekunden. Strittig ist bspw., die Redezeit bei der Befindlichkeit auf eine Minute zu begrenzen, vor allem, wenn der Redner tief in sein Gefühl kommt und etwa von einer Beschämung aus seiner Kindheit oder Ehe erzählt.
In den Plenen werden auch jeweils die Workshops kurz vorgestellt, die Teilnehmer danach und nach dem Mittagessen anbieten. Diese Angebote hängen auch an einer Pinnwand aus, so dass stets Transparenz herrscht bzgl. Inhalt, Anbieter, Ort und Uhrzeit. Das reicht von Meditationen, Kreistänzen und (Lach-)Yoga über Spaziergänge und Naturerkundungen bis hin zu einer Schwitzhütte oder Gesprächsrunden über gesellschaftliche Fragen (z.B. Klimawandel), Sexualität (im Alter) oder Diversität.
Während ich gestalttherapeutische Workshops anbot, in denen es etwa um biographische Selbsterfahrung geht, boten andere Stockkampf an oder Vorträge über den Erwerb von Aktien. Selbst vor dem Frühstück und nach dem Abendplenum konnte man Angebote nutzen. So hörte ich einmal einem Rezitator zu, der Gedichte und Balladen semi-professionell vorträgt, und ein anderes Mal sah ich abends einen „Problemfilm“, in dem es um Transsexualität geht.
Herrlich sind aber auch die vielen Gespräche, die sich bei den Mahlzeiten ergeben, abends beim Bier oder einfach auf einer Bank vor dem Haus in der Sonne. Die Offenheit, Vertrautheit und generelle Wertschätzung gegenüber jedem anderen beeindruckt Neulinge oft am meisten und geben eine Idee davon, wie gesellschaftliches Miteinander auch sein kann. Dieses Jahr waren mehr als 20 Neulinge da, die als „Mutlinge“ begrüßt wurden, darunter auffallend viele junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Der Älteste war/ist übrigens 82 – und kommt seit Jahrzehnten zu den Treffen. Kommst Du 2024 mit und überprüfst, was ich hier schreibe? Du bist willkommen.