Vor der Kulisse von Kloster Schöntal jagen „erlöste Krieger“ ihre Pfeile nach einer klaren Choreographie in den blauen Jagsttal-Himmel. FOTO: FROMM

Elf Männer haben am Wochenende in Kloster Schöntal an unserem Workshop „Entdeck‘ den Krieger in Dir!“ teilgenommen, der nach einer Premiere 2018 nun zum zweiten Mal stattfand – und den wir 2020 vom 3. bis 5. Juli wieder anbieten. Diözesan-Männerreferent Christian Kindler, der eine Ausbildung für therapeutisches Bogenschießen hat, führte die Männer im Umgang mit der Waffe in ihre Kriegerenergie: Den Bogen spannen, einen Pfeil auswählen, in eine offene Körperhaltung kommen, den Pfeil anlegen, loslassen, den Schuss würdigen. In mehreren Einheiten vertiefte er Feinheiten und spirituelle Bezüge. Bis es Sonntag frühs nicht mehr auf dem Übungsplatz hinter dem Kloster darum ging, ein Ziel zu treffen, sondern in der Weite auf einem freien Feld an der Jagst den eigenen Pfeil mit Sehnsüchten, Wünschen etc. in den Himmel und in die Welt zu entlassen.

Primär im Stuhlkreis arbeiteten die Männer mit mir und meinen gestalttherapeutischen Methoden. In einer Aufstellung im offenen Raum zwischen null Prozent an der einen Wand und 100 Prozent an der gegenüberliegenden sollten sie sich spontan und intuitiv positionieren: Wie gerne kämpfe ich? Über wie viel Kriegerenergie verfüge ich? Wie oft gewinne ich? Wenn alle standen, fragte ich, wem was auffällt, wer seine Position erläutern oder wer einen anderen Mann etwas fragen möchte. Schon hier wurde deutlich, wie viele Sichtweisen und Interpretationen es zum vermeintlich selben Sachverhalt gibt und dass diese mit den Glaubenssätzen und Projektionen zusammen hängen, die die Männer mitbringen und prägen – und nicht der „Realität“. Denn diese existiert nur in unseren Köpfen, so dass stets 13 Realitäten im Raum waren.

Wie bei Christian ging auch bei mir die Arbeit mit den Männern immer tiefer. So bekam jeder Mann zwei Minuten Redezeit, um das Thema zu benennen, das er sich an diesem Wochenende anschauen wollte. Und über eine weitere Methode ermittelten wir, wer von den sechs Männern arbeitet, ohne dass es dabei „Verlierer“ gab. Denn im Kern geht es nicht um Bewerten, sondern um Verstehen (Kopf) und Spüren (Herz). In den therapeutischen Arbeiten begegneten am Samstag bis 21.30 Uhr drei Männer ihren Schatten, die sie als Hass, Bestie oder Diffusität spürten und personifzieren konnten. Die anderen Männer im Kreis hielten derweil die Energie, um all die starken Gefühle im Raum halten zu können.

Das Fazit: All diese Männer konnten etwa Hass in Lebensenergie, die Bestie in entschlossene Klarheit oder ihre Diffusität in Hoffnung auf Veränderung verwandeln. All diese Empfindungen focusierten wir am Sonntag vor dem Mittagessen in einer Wortgottesfeier, in der wir uns unter den Schutz des größten und erlöstesten Kriegers, nämlich Gott bzw. seinen Sohn, stellten. Das kraftvolle Wochenende endete mit herzlichen Umarmungen und Treueschwüren auf dem Parkplatz in praller Hitze.

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