Die Wut auf soziale Missstände und Rassismus geben in der Musik von David Murrey den Ton an: Am Samstag habe ich den Ausnahme-Jazzer ausgerechnet in der Gemeindehalle von Gschwend mit seinem Quartett gehört. Der Ort auf der Ostalb hat gerademal 5200 Einwohner, aber einen Kulturverein, der seit 32 Jahren Konzerte, Lesungen und Ausstellungen ganz aus eigener Kraft organisiert.
Tenorsaxophonist Murray war offenbar bereits vor 30 Jahren zu Beginn seiner Karriere zu Gast und so kam es, dass der US-Amerikaner zwischen Klagenfurt und Amsterdam in Gschwend mit Pianist David Bryant, Kontrabassist Jaribu Shahid und Drummer Hamid Drake gastierte. Dabei überzeugten auch die „Begleitmusiker“ mit Spielfreude, Virtuosität und Improvisationskraft.
Der Meister selbst, der als Bandleader mehr als 63 CDs eingespielt hat, gilt als Mitbegründer der Avantgarde im Jazz. Besonders charakteristisch: Seine meisterhafte Verwendung der Obertöne, die weit über den normalen Tonumfang des Tenorsaxophons und der Bassklarinette hinausgeht. Virtuos beherrscht er die Subtone-Technik aus dem Swing, die Phrasierung aus dem Funk, Hardbop oder Blues.
Beeindruckt hat mich auch der bilderhaus e.V., der mit einem Heer von Ehrenamtlichen in Organisation, Küche und Service dieses wirtschaftliche Risiko trägt und eine familiäre Atmosphäre in die Halle zaubert, wo an rund 50 Tischen mit je vier Stühlen auf engstem Raum bei Teelichtern und Bewirtung auch Gäste aus Böblingen oder Leutkirch saßen. Mein herzlicher Glückwunsch und Dank an diese Dorfgemeinschaft.
In den Genuss hatten uns Freunde aus Murrhardt gebracht, die uns eingeladen hatten. Wir kommen wieder, zumal es auch in Schorndorf einen Vorverkauf für den „Gschwender Musikwinter“ bei MK Ticket in der Kirchgasse 14 gibt.