Bis zu 60 Teilnehmer haben sich bislang zugeschaltet und per Chat oder PC-Mikrophon mitdiskutiert, wenn „Scala TV“ auf Sendung ging. Ein wöchentliches Format ist seit zwei Wochen freitags um 19 Uhr der „digimen“, eine Art virtueller Männerstammtisch. Diesen Freitag, 29. Mai, bin ich als Gestalttherapeut und Männer-Coach Gast auf der Bühne im leeren Saal des Ludwigsburger Kulturhauses. Zum Thema „Mit dem Kopf durch die Wand – warum Männer so selten die Tür nehmen“ interviewt mich Jörg Maihoff, Referent der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) in Ludwigsburg.
Kreiert hat das Kulturhaus „Scala TV“ um Ostern herum. Die Idee: Veranstaltern, deren Vorträge und Diskussionen wegen des Versammlungsverbots nicht mehr stattfinden können, damit ein Forum zum Austausch bieten und Erfahrung mit digitalen Formaten sammeln. Mit der keb war ein erster Kooperationspartner schnell gefunden. Maihoff, der über eine Online-Veranstaltung zum Klimawandel mit „Scala TV“ in Kontakt gekommen war, fand Gefallen an dem Konzept und kreierte mit Scala-Geschäftsführer Edgar Lichtner das „digimen“-Format.
Zur Premiere am Freitag, 15. Mai, interviewte der keb-Mann Diözesan-Männerreferent Christian Kindler, der über sein doözesanweites Netzwerk zugleich für Reichweite sorgt. Kindler tauschte sich mit Maihoff und 20 Teilnehmern über Männerfreundschaften aus und was diese auszeichnet. Über ihn kam nun auch ich zum Zug. Auch mir sind Corona-bedingt seit Mitte März bereits etliche Vorträge, Diskussionsrunden und Wochenendveranstaltungen ausgefallen und alle Männergruppen, die ich aktuell monatlich leite, finden bis auf Weiteres nicht statt. Da war und ist es auch für mich eine gute Übung, dank Scala nun ins Digitalzeitalter einzusteigen.
Vorigen Freitag tauschte sich Kindler bspw. über die typischen Spielzeuge ihrer Kindheit, Wettkampf und Mutproben aus. Diesen Freitag möchte ich mit den virtuellen Besuchern – und hoffentlich einer wachsenden Community- ab 19 Uhr darüber ins Gespräch kommen, warum Männer „so oft mit dem Kopf durch die Wand gehen statt die Tür zu benutzen.“ Es geht darum, dass Männer oft ihre Gefühle ausblenden und lieber MACHEN als Ohnmacht, Schmerz oder Trauer zu fühlen. Zudem gilt Zögern in Männerkreisen als Schwäche u.v.m. Mit unseren Zuschauern, die per Chat, Mikro und evtl. Video zugeschaltet sind, möchte ich Beispiele sammeln, Erfahrungen austauschen und neue Handlungsoptionen entwickeln.
„Wir betreten mit diesem TV- und Video-Experiment interaktives Neuland,“ sagt Lichtner. So wolle auch sein Haus dauerhaft aus der Corona-Krise lernen und den Weg in eine digitale Zukunft mitgestalten. Dazu gehören künftig „Hybrid Sendungen“, also mit Publikum live im Saal und online auf der Leinwand. Neben dem digimen geht es in Sendeformaten um Demokratie, Inklusion, Psyche, Glaube, Ethik, Spiritualität, Umweltschutz oder auch die Radikalisierung von Teilen der Gesellschaft – immer mit lokalem Bezug.
Aktuell beantragt der Scala-Chef, der sieben Mitarbeiter beschäftigt, Fördergelder aus dem Innovationsfond „Kultur Sommer 2020“ des Landes. Üblicherweise finanziert sich sein Haus, das mit 120 Veranstaltungen pro Jahr 25.000 Besucher erreicht, durch Stadt, Kreis und Land sowie die Eintrittsgelder. Letztere entfallen nun und werden wegen der Abstandsregelung auch mittelfristig geringer ausfallen.
Der 51-Jährige will „Scala TV“ auf Dauer etablieren: Wenn der Regelbetrieb wieder läuft, könnten vormittags Talks oder Vorträge und Vorlesungen stattfinden, die zeitversetzt abrufbar bleiben. Auch Mitmach-Sendungen und Live-Mitschnitte von Künstlern könnten gezeigt werden. Aktuell hat das Scala-Team die Bühne zum Online-TV-Studio umgebaut, verfügt über eine Technik, die auch Einspieler erlaubt, und bietet eben die interaktive Lösung, sich über Online-Videokonferenz per Zoom oder Browser zuzuschalten. Ich möchte diese Initiative nach Kräften unterstützen.