Gute Bekannte wissen, dass ich ein großer Freund der Benediktiner und Verehrer von deren Ordensgründer bin, ob dessen Klugheit. So verwundert es nicht, dass ich deren Ordenszeitschrift Erbe und Auftrag abonniert habe, mit deren Herausgeber Pater Abtpräses Dr. Albert Schmidt OSB ich seit Jahrzehnten befreundet bin.

In seinem aktuellen Heft, das dem Thema „Heute Abt sein“ gewidmet ist, schreibt der argentinische Benediktiner Bernardo Olivera, der von 1990 bis 2008 erster nichteuropäischer Generalabt der Trappisten war, über seine Führungserfahrung. Eindringlich beschreibt der 74-Jährige das komplexe Wechselspiel von Gehorsam und Weisheit im Kontext von Führen und Dienen.

In seinem lesenswerten Aufsatz, den er ursprünglich als Vortrag vor Ordensoberen verfasst hatte, skizziert er fünf Felder des Führens, auf denen sich eine christliche Führungskraft bewähren muss: In der Fürsorge (als Vater), in der Formung (als Lehrer), in der Pastoral (als Hirte), in der Besserung (als Arzt) und in der Verwaltung (als Manager).

Weil kein Abt all diese Qualitäten in seiner Person vollkommen vereine, brauche er die Achtsamkeit, seine eigenen Grenzen zu erkennen; die Klugheit, von den richtigen sich Unterstützung zu holen und die Bereitschaft, sich permanent zu hinterfragen und zu entwickeln. Wo diese fünf Säulen, die der Ordensgründer in seiner Regel definiert hatte, aus der Balance kommen, drohe der Niedergang.

Eine häufige Fehlentwicklung, so der Autor, liege darin „das Administrative an die Stelle der Vaterschaft“ zu setzen. Eine solche „Verschiebung wird zur Ursache für den Niedergang“. Ich könnte noch weiter zitieren oder mit dem Text exzellent in den Trainings und Coachings arbeiten, die ich seit 2015 vermehrt in Firmen gebe. Ich arbeite dort gerne mit Klärungen, die sich aus den drei Schritten Fakten (Administration), Gefühle (Vater) und Urteile (Lehrer) zusammensetzen, zu denen mir diese Verknüpfung mit den benediktinischen Begriffen kommt.

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