Die Karten für den Auftritt von Gerhard Polt und den Well-Brüdern aus’m Biermoos, die ich 1985 in Wackersdorf gemeinsam erstmals live vor zehntausenden Kernkraftgegnern erlebt hatte, hatte ich bereits im Sommer gekauft. Und tatsächlich war deren Gastspiel in Schorndorf am Sonntag restlos ausverkauft.

Plausch mit zwei Well-Brüdern während ihrer Konzertpause in der Schorndorfer Stadthalle: Die SPD müsse in Bayern nach dem Vorbild der CSU eine eigenständige Partei werden, meinen die. FOTO: FROMM

Polt ist für mich nahezu brillanter denn je, wenn er als selbstgerechter bayerischer Landrat von seinen Deals mit dem Sparkassendirektor erzählt oder sich als indischer Priester vom Lokalradio interviewen lässt. Von den 15 Well-Geschwistern waren drei als Trio gekommen, das virtuos eine Vielzahl von Instrumenten im Stubenmusik-Sound spielte und dazu anarchistische Texte sang.

In der Pause, während zwei Well-Brüder ihre Instrumente stimmten, kam ich mit den Künstlern ins Gespräch und erwähnte, dass in Schorndorf nach der Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat an einem Tag acht Bürger in die SPD eingetreten seien. So viele Mitglieder habe die SPD ja nicht mal in ganz Fürstenfeldbruck, meinte darauf der Musiker.

Unter SPD-Landeschef Florian Pronold sei die bayerische SPD komplett eingeschlafen, so Well, und seine Nachfolgerin Natascha Kohnen, die ebenso niemand kenne, werde daran nichts ändern. Es sei nach 1945 ein Fehler der bayerischen Sozialdemokraten gewesen, nicht auch eine eigenständige Bayern-SPD nach Vorbild der CSU zu gründen. „Das macht allein schon zehn Prozent“, so Well.

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